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360°-Dokumentation: Hautnah nachempfinden, was Menschen bewegt

360°-Dokumentation: Hautnah nachempfinden, was Menschen bewegt

Bildrechte Titelbild: © fotokitas - Adobe Stock

Die 360-Grad-Dokumentation „The Man Who Couldn´t Leave“ lief bereits auf mehreren VR-Festivals, gewann sowohl beim Venice Immersive Festival (Best Experience Award), als auch beim französischen NewImages Festival den Hauptpreis.

Erzählt wird in der 360-Grad-Produktion über politisch Inhaftierte in Zeiten des sogenannten White Terrors. Regisseurin Singing Chen erhielt für ihre filmische Arbeit bereits in den 2000er Jahren Preise und nutzte nun auch das Medium VR für ihre anspruchsvolle Arbeit.

Schauplatz ist Green Island, eine Strafkolonie vor der Küste Taiwans.

An dieser Stelle weisen wir darauf hin, dass wir von Aspekteins neben eigenen Making Ofs diesen Blog nutzen, um VR-Experiences vorzustellen, die uns inspirieren – bei denen wir aber nicht unbedingt immer auch selbst beteiligt waren. Dieser Artikel fällt in eben diese Kategorie. Referenzen unserer eigenen Arbeit finden Sie in unserem Portfolio.

360-Grad-Dokumentation in stereoskopischem 8K

Szene aus der 360-Grad-Dokumentation „The Man Who Couldn´t Leave“. Bildquelle: labiennale.org

Der Film wurde als 360-Grad-Dokumentation arrangiert und bietet stereoskopische Aufnahmen in 8K. 360-Grad-Aufnahmen versetzen Betrachter in den räumlichen Mittelpunkt der dargestellten Ereignisse. Nutzer haben dabei die Möglichkeit, ihren Bildausschnitt selbst zu bestimmen und so auch „Einblick“ in alle Bereiche der sie umgebenden Szenerie zu erhalten. VR-Nutzer partizipieren am dargestellten Geschehen und sind damit Teil des szenischen Settings: Das was sie sehen, wird auch hautnah mit-erlebt.

Für eindringliche Bilder sind 360-Grad-Aufnahmen besonders wertvoll und bieten, anders als klassische (sogenannte „planare“ Filme), eine Partizipation körperlicher Natur. Dadurch, dass sich Anwender als Teilnehmer der erzählten Geschichte fühlen, werden durch den 360-Grad-Film vermittelte Emotionen viel stärker erlebt. Das Interesse, sich tiefer mit bestimmten dargestellten Thematiken zu befassen, wird entsprechend vergrößert und bietet an dieser Stelle zum Beispiel auch für Schulklassen eine gute Grundlage für Diskurs und Reflexion.

Die 360-Grad-Dokumentation wurde durch das National Human Rights Museum angefragt und behandelt eine der längsten Verhängungen des Kriegsrechts in der Geschichte der Menschheit (19. Mai 1949 bis 14. Juli 1987).

Erinnerungen vergegenwärtigen

Ehemalige Insassen fordern in Taiwan immer wieder ein allgemeines, größeres Engagement bei der Aufarbeitung. Diese Menschen waren es auch, die einen Abriss des Jingmei-Gefängnisses 2007 verhinderten und die Gebäude als Gedenkstätte für Menschenrechte etablierten. Heute ist der „Green Island White Terror Memorial Park“ Teil des Nationalen Museums, bestehend aus zwei ehemaligen Gefängnissen, welche zwischen 1951-1965 und 1972-1987 für politische Dissidenten genutzt wurden.

Die beiden vorherrschenden Parteien KMT und DPP spalten auch heute noch die taiwanesische Gesellschaft in zwei Lager.


Singing Chen unterteilte ihre Arbeit
in drei Teile: Zunächst suchte sie sich Theaterschauspieler, die sie bereits aus anderen Projekten kannte und deren Arbeit sie schätzte. Für die Rolle des Protagonisten aus „The Man Who Couldn´t Leave“, kontaktierte sie einen bekannten Künstler aus Taiwan, der die Zeit des politischen Terrors sogar selbst miterlebt hatte.

Mit Blick auf die Gefängnisszenen besuchte Chen mit ihrer Crew viele Originalschauplätze und traf dort auch weitere Opfer politischer Repression für intensive lange Gespräche. Diese Erinnerungen bilden die unmittelbare Vorlage für die bedrückende 360-Grad-Dokumentation.

„One of the difficulties during the production was to find the balance between the reality of the facts and what had to be imagined for the fiction in terms of staging (…) be able to imagine the sequences to anticipate the problems of dramarurgy. With „The Man Who Coudn´t Leave“ I was enormously inspired by reality, by existing settings, by testimonies and I wanted to integrate them into a 360 film“.

Singing Chen, Regisseurin

„The Man Who Couldn´t Leave“ erzählt die Geschichte des politischen Häftlings A-Kuen, der, gemeinsam mit anderen Inhaftierten, seine Freilassung und ein Ende der Verfolgung ersehnt. Der Wunsch wird für diesen Mann in Erfüllung gehen. „The Man Who Couldn´t Leave“ erinnert an Kameraden und Leidensgenossen, mit denen A-Kuen das Gefängnis teilte. Eine wichtige Rolle spielen dabei nie zugestellte Briefe.

Als klassische 360°-Produktion umfasst das virtuelle Erleben über das Headset drei Freiheitsgrade (3DoF-Tracking) und bietet somit weniger Interaktionsmöglichkeiten für VR-Anwender, als eine 6DoF-Interaktion. Nichtsdestotrotz erzielt die Regisseurin durch die eindringliche Erzählweise ein großes Maß an Sensitivität und die stark wirkenden 360-Grad-Aufnahmen machen „The Man Who Couldn´t Leave“ zu einer intensiven 360-Grad-Erfahrung.

Auch die Aspekteins GmbH hat sich auf 360-Grad-/VR-Produktionen spezialisiert – sowohl in passiver, als auch in interaktiver Form. Emotionales Geschichtenerzählen in immersiven Medien ist unsere Passion.

Sie möchten mehr zum Thema wissen? Wir stehen Ihnen mit unserer Expertise sehr gerne zur Seite und freuen uns, Sie bei Ihrer 360-Grad-/ VR-Produktion unterstützen zu dürfen!

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Bildrechte Titelbild: © fotokitas – Adobe Stock

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