Die virtuelle Realität brilliert darin, im Rahmen von Ausstellungskontexten einen intensiven Einblick in spezifische Zusammenhänge zu geben.
Eine VR-Experience zum Thema Bergbau ist beispielsweise wie geschaffen dafür, das tiefere Lebensgefühl der „Kumpel“ unter Tage zum Leben zu erwecken.
Dass der Bergbau eine ganz eigene Welt war, wird jedem deutlich, der mal persönliche Geschichten eines Zechenkumpels gehört oder zumindest eines der einschlägigen Museen besucht hat.
Doch ein Gefühl dafür, wie es ist, mit einer „Dieselkatze“ unter Tage zu fahren, können klassische Ausstellungskonzeptionen nur bedingt vermitteln. Immersive Medien schaffen hier ganz neue Möglichkeiten.
Tiefer blicken
Lange vor der automatischen Hängebahn, der Dieselkatze, gab es bereits den „Hund“: Bergleuten nutzten dieses Fahrzeug bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zur Beförderung von Material. Der Name des ältesten vierrädrigen Fördergefährts des Bergbaus „Grubenhund/-hint“ ist wohl angelehnt an Zugtiere.
In dieses Gefährt können jetzt Besucher des Wilnsdorfer Museums virtuell mittels VR-Technik einsteigen und sich damit auf die Spuren des Siegerländer Bergbaus begeben: ins ehemalige Silber-& Bleibergwerk Wilden.
Umgeben von rauer Dunkelheit fährt der VR-Headset-Nutzer rund 80 Meter tief unter die Erde – vorbei an scheinbar unzähligen Gängen bis weit hinein in die Maschinenhalle der alten „Grube Landeskrone“.
Hier, am scheinbaren Ende der VR-Reise, findet der Besucher Kesselhalle, Dampfmaschine und Schachthalle vor. Die gewaltige Dampfmaschine war seinerzeit das erste im Siegerland eingesetzte Modell seiner Art. 1852 gab es noch keine Bahnverbindungen ins Ruhrgebiet zur Steinkohlebeschaffung. Die Maschine in der Landeskrone konnte aber auch mit Braunkohle aus dem Westerwald betrieben werden.
Für die authentische Abbildung in der virtuellen Realität musste die ehemalige Halle zuvor lückenlos fotografiert bzw. photogrammetrisch erfasst werden (lesen Sie hierzu auch unseren Artikel „3D-Modelle aus Fotos: Wie funktioniert digitale Photogrammetrie?“).
Aus vielen Einzelaufnahmen ließen sich dann später Maschine und Maschinenhalle in 3D generieren. Dieser Prozess war schon rein physisch kein einfaches Unterfangen, denn bevor am realen Ort des Geschehens die dazu notwendigen Ausgrabungen vorgenommen werden konnten, musste der jahrzehntelang hermetisch abgeriegelte und mit Beton verplombte Stollen mühsam freigelegt werden.
In der virtuellen Halle angekommen können Besucher Maschinenhalle, Schacht und Dampfmaschine selbstständig erkunden! In der Schachthalle geht´s sogar noch tiefer und beim Blick 90 Meter in die Tiefe sollte man auf jeden Fall schwindelfrei sein.
360-Grad-Doku als Reminiszenz
Auch die WDR-Produktion „Glückauf – Bergwerk unter Tage“ widmet sich dem Bergbau als spannende VR-Experience.
Die Tiefen des Bottroper Steinkohlebergwerks „Zeche Prosper Haniel“ werden unter dem VR-Headset nahezu physisch erlebbar, denn gedreht wurde mit einer lichtstarken 360-Grad-Kamera an Originalschauplätzen (und mit „realen“ Zechenkumpeln).
Der VR-Nutzer kann sich im Rahmen der 360-Grad-Anwendung durch verschiedene Menü-Punkte navigieren und erhält Erläuterungen zu den jeweiligen Streckenabschnitten, bis er schließlich mit zum Streb darf. Flankiert wird die 360-Grad-Erfahrung durch entsprechende Info-Tafeln und ein Kumpel-Glossar.
Auch zwei reine VR-Erfahrungen sind Bestandteil der Reise: Ein Rundgang auf Basis von photogrammetrischen Daten sowie eine interaktive VR-Experience bei der sich VR-Headset-Nutzer mit der Hacke am Flöz zu schaffen machen können.
Technisches Equipment unter Tage ist extrem riskant. Auch Bergleuten war es stets verboten, Kameras oder gar Handys mit ins Bergwerk zu nehmen. In Anbetracht der Tatsache, dass Prosper Haniel im Dezember 2018 seine Tore für immer schließen würde, erschien den Verantwortlichen eine Art montanhistorische Dokumentation jedoch mehr als sinnvoll: Dank sorgfältiger Planung konnte den Risiken maximal entgegen gewirkt werden.
Ein aufwendiges Unterfangen: Mit einer behördlichen Ausnahmegenehmigung, engmaschigen Messungen des Gasgehalts und dank Hilfe der Grubenwehr vor Ort wurde die Technik quasi mit Samthandschuhen eingesetzt, um mögliche Methangasexplosionen verhindern zu können. Auch Akkuwechsel unter Tage waren streng Tabu. Die damit verbundene Komplexität in Planung und Ausführung der 360-Grad-Aufnahmen sind und bleiben dafür einmalig – kein anderes 360-Grad-Projekt erhielt zuvor oder danach eine solche Erlaubnis.
Insofern ist die 360-Grad-Experience auch beispiellose Dokumentation „einer Welt wo sonst kein Mensch rein kommt“, wie es der Abbau-Steiger Andreas so schön erklärt.
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