Match Cut – Den entscheidenden Schnitt machen
Horrorfilme, Hochzeitsfilme, Liebesfilme oder Kriegsdokumentationen, alle Filme unterliegen einer individuellen Konzeption, welche mit der abschließenden Montage der einzeln abgedrehten Sequenzen in der Postproduktion vollendet wird.
Dabei gibt es sehr viele unterschiedliche Mittel und Wege, Inhalte und Aussagen über die Art und Weise des Bildschnitts zu transportieren oder zu unterstreichen. Wenn man sich mit der Materie ein wenig auseinandersetzt, wird man in diesem Zusammenhang sehr früh auf die Begriffe „Match Cut“ und „Jump Cut“ stoßen.
Zunächst einmal zur Begrifflichkeit: sowohl “Match Cut” als auch “Jump Cut” sind Begriffe aus der Filmtheorie. Sie beschreiben Stilmittel, derer sich die Montage bedient, um verschiedene Einstellungen miteinander zu verbinden.
Match Cut
Befassen wir uns zuerst mit dem sogenannten Match Cut. Wie die alten Römer schon sagten: „Nomen est Omen.“(bed.: „Der Namen ist ein Anzeichen.“), verrät der Name schon einiges über die Charakteristika der Schnitttechnik; er setzt sich aus den Begriffen to match (das englische Verb für „zusammenpassen“) und dem englischen Wort cut (für den „Schnitt“) zusammen. Der Match Cut ist also ein Schnitt, der zusammenpasst bzw. zusammenfügt.
Im Prinzip fußt der Match Cut auf dem Konzept des “Continuity Editing”. Das heißt, dass beim Schneiden der einzelnen Einstellungen darauf geachtet werden sollte, dass die Filmstücke dem Betrachter einen kontinuierlichen Verlauf der Handlung vermitteln. Der Match Cut ist hierbei eine künstlerisch sehr ansprechende Art und Weise, genau diesen Effekt zu erreichen.
Mit Match Cuts lassen sich auch Setwechsel und Zeitsprünge anschaulich gestalten, indem sie auf der optischen Ebene „gematcht“, also zusammengefügt werden.
Dieser Beispielclip zeigt eine Montage aus der amerikanischen Serie „Breaking Bad“, welche wiederum sowohl Match Cuts als auch Jump Cuts äuerst ansprechend miteinander verbindet
TM & © AMC (2012)
Wichtig beim Erstellen eines solchen Schnitts ist, dass die Konstruktion eines Match Cuts nicht erst in der Postproduktion stattfindet. Da beim Match Cut oftmals das Set verändert wird, ist es essenziell, dass man sich die Konstellation der Sets vorher visualisiert (zum Beispiel per Storyboard in der Vorproduktion), weil unter anderem die Positionierung der Kamera und die daraus resultierende Kameraeinstellung wichtig für die Arbeit beim Schnitt ist.
Eine spezielle Form des Match Cuts ist der sogenannte „Form Cut“. Hierbei werden durch die Bildkomposition und den Schnitt zwei Objekte ineinander übergeführt – aus dem ersten Objekt wird sozusagen das zweite. Ein sehr anschauliches Beispiel für einen solchen Form Cut ist die Eröffnungsszene von “Finding Nemo” (2003).
Dabei wird das Fischei in den Händen von Marlin zuerst in den Mond, daraufhin der Mond in die Sonne und damit in die erste wirkliche Szene des Films transformiert.
TM & © Walt Disney Pictures, Pixar (2003)
Jump Cut
Ebenso wie beim Match Cut ist auch hier der Name schon ein Indiz für die Art und Weise, wie beim Jump Cut geschnitten wird: nämlich „sprunghaft“. Indem die klassischen Continuity-Regeln bewusst gebrochen werden, entstehen erkennbare Risse in der Kontinuität des Wahrnehmung. Es wird damit gespielt, dass sich Dinge sprunghaft und überraschend verändern, wobei der Zuschauer diesen Sprung bewusst wahrnehmen soll.
Auch hier sind die visuellen Ebenen der Spielplatz des Regisseurs. Er kann nur einzelne Objekte sich abrupt verändern oder Personen sich ruckartig durch das Bild bewegen lassen, dabei kann das eigentliche Set jedoch dasselbe bleiben. Erreichen kann er dies etwa durch beabsichtigte zeitliche Auslassungen in der Bildfolge oder durch deutlich erkennbare und provozierte Anschlussfehler.
TM & © UGC (1960)
Beim Jump Cut sind die Wechsel zwischen den Einstellungen also klar und deutlich wahrnehmbar . Der Zuschauer nimmt den Schnitt durch einen drastischen, sprunghaften Wechsel auf der visuellen Ebene wahr. Was sich dabei verändert untersteht keinem Reglement (denn die Regel des Continuity-Editing wurde ja ohnehin schon gebrochen).
So ist es auch denkbar, dass sich Position und Haltung des Schauspielers nicht verändern, das Set um ihn herum sich aber vollkommen wandelt. Der Jump Cut kann auch dazu benutzt werden, um einen längeren Zeitraum kürzer wirken zu lassen (elliptischer Jump Cut) – wie im vorangegangenen Beispiel von Jean Luc Godard aus dem Jahr 1960.
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