Karolingisches Corvey: Mit AR Kulturstätten neu entdecken

30. Dezember 2022 Katrin Pape

Karolingisches Corvey: Mit AR Kulturstätten neu entdecken

Das Welterbe Westwerk Corvey (873-885) ist ein imposantes Bauwerk europäischer Geschichte und das älteste erhaltene Bauwerk Westfalens: es repräsentiert die einst politisch und religiös so einflussreiche Abtei am Weserbogen, denn der Klosterkomplex war ein mächtiges geistiges, wirtschaftliches sowie kulturelles Zentrum des Mittelalters.

Sogenannte „Westwerke“ wurden einst an die Kirchen von Reichsklöstern gebaut. Reisende Könige und Kaiser residierten hier stets. Jene Orte waren exklusiv den herrschaftlichen Gottesdiensten vorbehalten.

Eine Augmented-Reality-App möchte nun die frühmittelalterliche Geschichte des Unesco-Weltkulturerbes Westwerk & seiner Civitas Corvey in Höxter neu aufleben lassen. Mit einem Tablet ausgestattete Besucher sollen so die Möglichkeit erhalten, sich über AR tiefer in die karolingische Chronik hineinzuversetzen.

An dieser Stelle weisen wir darauf hin, dass wir von Aspekteins neben eigenen Making Ofs diesen Blog nutzen, um VR-Experiences vorzustellen, die uns inspirieren – bei denen wir aber nicht unbedingt immer auch selbst beteiligt waren. Dieser Artikel fällt in eben diese Kategorie. Referenzen unserer eigenen Arbeit finden Sie in unserem Portfolio.

AR-Spurensuche im Weltkulturerbe Corvey

Die Augmented-Reality-App bietet spannende Einblicke in die versunkene Klosterstadt Civitas Corvey. Bildquelle: corvey.de

Die Installation mit dem Arbeitstitel „Von Engeln bewacht – In der Himmelsstadt“ soll als digitale Rekonstruktion Teile der ursprünglichen Farbigkeit und der karolingischen Architektur des Westwerks wieder sichtbar machen und in eindringlichen Bildern einen lebendigen Eindruck der Bau- und Kunstgeschichte des ehemaligen Benediktinerklosters vermitteln.

Auch die versunkene Klosterstadt Civitas Corvey ist als Bodendenkmal mit seinen Ruinen & Straßenzügen in AR fast vollständig erlebbar!

Von Corvey ausgehend wurde der christliche Glaube einstmals nach ganz Nordeuropa hinausgetragen: Kaiser und Könige gingen hier ein und aus, als Reichsabtei gehörte das Benediktinerkloster mit einer wertvollen Bibliothek und seiner Schreibschule zu den wichtigsten Vermittlern christlicher Kultur in Frankenreich.

Die Augmented-Reality-App rekonstruiert auch dort, wo reale Bauwerke nur noch rudimentär erhalten sind. idg.fraunhofer.de

Besucher können die AR-App künftig mit Hilfe von Tablets nutzen, die auf den architektonischen Raum auszurichten sind. Der Bildschirm zeigt den ursprünglichen Zustand des Objektes, zusätzliche Informationen begleiten dabei entsprechende Bildausschnitte. Bildquelle: igd.fraunhofer.de

AR hilft der Sichtbarkeit

Unter Federführung des Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung wurden im Westwerk nicht nur Räume, sondern auch Stuck & Wandmalereien ihrer ursprünglichen Farbigkeit zurückgegeben. Dies gestaltete sich umso schwieriger, als viele 3D-Stuckelemente für die Scanverfahren nur noch rudimentär zur Verfügung standen.

So existieren im Johanneschor imposante Vorzeichnungen von lebensgroßen Stuckfiguren, etwa erhaltene Teile eines gemalten Figurenfrieses mit Szenen aus der griechischen Mythologie. Der „Kampf des Odysseus gegen das Meeresungeheuer Skylla“ spiegelt beispielsweise stark die für die abendländische Kultur so richtungsweisende Ideenwelt der Karolinger wider.

„Wir möchten junge Menschen für das Weltkulturerbe begeistern und Raum für Gespräche schaffen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen beschäftigen sich bereits seit Jahren mit den Rekonstruktionen – diese Arbeiten möchten wir nun unseren Besucherinnen und Besuchern zugänglich machen. Augmented Reality eröffnet diese Möglichkeiten.“

Annika Pröbe, wissenschaftliche MA Kloster Corvey

Bereits vor fünf Jahren wurden erste Schritte für das umfangreiche Digital-Projekt über das Erzbistum Paderborn finanziert. Keinesfalls aber soll die AR-App reale Führungen durch das Westwerk und seine angrenzenden Schlossgebäude ersetzen, sondern vielmehr um spannende Einblicke erweitern!

Vorteil: Die UNESCO-Stätte kann mit AR kontinuierlich für das Publikum weiterentwickelt werden.

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