Für unseren Kunden TLT-Turbo, einem der Weltmarktführer in der Entwicklung und Produktion von Industrieventilatoren, haben wir in der Vergangenheit schon einige erfolgreiche VR-Projekte umsetzen dürfen. Für die Vermarktung einer neuen Form von Tunnelventilatoren, dem „MoJet“, haben wir einige wichtige Meilensteine der Entwicklung nun auch als klassische Filmproduktion dokumentarisch begleiten können. Unser Team besuchte dazu nicht nur die Hauptzentrale von TLT-Turbo in Zweibrücken, sondern begleitete die Ventilations-Experten auch bei einem Realwelt-Test in Liverpool: Hier wurde der neue Ventilator in einem stillgelegtem Seitenarm eines Autotunnels eingebaut und die Luftströmungen gemessen. Eine beeindruckende Filmkulisse – hier wurde unter Anderem auch schon für James Bond gedreht.
Für dieses Projekt waren wir also ganz schön unterwegs – ein guter Anlass, um darüber zu erzählen, wie wir bei einer umfassenderen filmischen Dokumentation vorgehen.
Vom weißen Blatt zum Storyboard
Jedes Filmprojekt erzählt eine Geschichte – ganz egal ob es sich dabei um eine fiktionale Erzählung oder um ein dokumentarisches Projekt handelt. Vor Allen anderen Überlegungen klären wir daher immer zuerst mit unseren Kunden, wie diese Geschichte aussehen soll. Was sind die wichtigsten Inhalte, die wir vermitteln möchten? Welche Zielgruppe möchten wir adressieren? Wie groß ist das Vorwissen dieser Zielgruppe? Was unterscheidet das Produkt von denen der Mitbewerber?
Sobald Fragen wie diese beantwortet sind, beginnt der eigentliche Job unserer Konzepter. Wir lernen die branchenspezifischen Eigenheiten durch Recherche kennen und erarbeiten so ein Narrativ, das wir im Laufe der Produktion verfeinern können. Dabei achten wir darauf, klare Kernaussagen zu treffen – in der Regel erinnern sich Zuschauer nur an wenige Fakten aus einem Videoclip. Wir haben die Aufgabe, sicher zu stellen, dass diese Kernaussagen, die in der Erinnerung bleiben, griffig sind und das Produkt möglichst gut repräsentieren.
Auf Basis unserer Geschichte und der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für Dreharbeiten erarbeiten wir dann eine passende Struktur, die wir schließlich noch feingranularer und immer in Rücksprache mit dem Kunden in einzelne Einstellungen in Form eines Storyboards übersetzen – hier bilden wir also schon einen ersten Entwurf des späteren Schnitts ab. In dokumentarischen Projekten entwickelt sich diese Einstellungsliste ständig weiter, da wir natürlich immer auf die Situation vor Ort reagieren, und kann sogar im Schnitt noch in großen Teilen geändert werden. Dennoch ist es wichtig, dass wir uns vorher eine funktionierende Struktur zurecht legen, um sicher zu gehen, dass wir alle dafür nötigen Einstellungen beim Dreh sammeln. So können wir weiterhin sowohl im Team als auch mit dem Kunden im Detail über Einzelheiten sprechen. Generell gilt: Umso klarer die geplante Story ausgearbeitet wurde, desto weniger Missverständnisse gibt es. Zu unklar gehaltene Pläne führen dazu, dass Crewmitglieder und Kunden unter Umständen nicht die selben Vorstellungen teilen.
Wie wir Interviews führen
In dokumentarischen Projekten setzen wir oft darauf, die Narration durch Interviews zu leiten. Dabei möchten wir unseren Interviewpartnern selbstverständlich keine Worte in den Mund legen – nicht zuletzt, da dies oft unnatürlich wirkt. Deshalb führen wir Interviews in der Regel vor der Produktion der anderen Aufnahmen. So können wir auch spontan noch auf das Gesagte eingehen. Wir legen Wert darauf, eine möglichst natürliche Gesprächssituation zu schaffen, um unseren Interviewpartnern jegliche Anspannung zu nehmen. Unsere Interviewfragen richten sich nach der zuvor mit dem Kunden festgelegten Geschichte, sind aber in der Regel deutlich umfangreicher als das, was letztendlich im Film zu sehen sein wird, und werden beim eigentlichen Interview durch Nachfragen ergänzt. Im Schnitt konzentrieren wir uns dann darauf, die Aussagen ohne zu verfälschen möglichst auf den Punkt zu bringen und Sätze zu finden, die unsere Geschichte erzählen – selbstverständlich kann es hier aber auch passieren, dass wir die zuvor beschlossene Geschichte and die tatsächlich getroffenen Aussagen anpassen. So kann es schon einmal passieren, dass innerhalb eines einzigen Satzes ein halbes Dutzend mal geschnitten wird. Der Zuschauer merkt davon in der Regel nichts. Wichtig ist jedoch, keine Aussagen zu verfremden.
Im Falle unseres MoJet-Films haben wir zuerst den Realwelt-Test in Liverpool begleitet, bevor wir eine zweite Reihe Interviews und stärker inszenierte Szenen in Zweibrücken gefilmt haben. Dieser zeitliche Abstand gab uns die Möglichkeit, Interviewfragen für den zweiten Dreh an die bereits gesammelten Aufnahmen und Ergebnisse des Tests anzupassen.
Die Interviews in Liverpool haben wir vor Ort aufgenommen. Bei den restlichen Interviews haben wir uns dafür entschieden, diese in einen virtuellen Raum zu verfrachten. Die Aufnahmen vor Greenscreen wurden gekeyed und durch einen 3D-Hintergrund ersetzt. Der Vorteil: Wir konnten in diesen virtuellen Raum 3D-Animationen einfügen, die die Funktionsweise des MoJets klar visualisieren.
Das Spiel mit der Geschwindigkeit
Der MoJet-Film besteht zum Teil aus inszenierten und zum Teil aus dokumentarischen Aufnahmen. Dabei kommen – vor Allem auch in den inszenierten Einstellungen – Slow-Motion-Aufnahmen zum Einsatz. In diesen Aufnahmen, die mit Kameras gefilmt werden, die mehr Frames pro Sekunde als die Framerate des fertigen Films (in diesem Fall 30 fps) aufnehmen, wird die Zeit beim Abspielen verlangsamt. Dies verleiht einerseits Bewegungen mehr Gewicht, anderseits können damit schnelle Veränderungen deutlicher sichtbar gemacht werden. Dies ist im MoJet-Film von hoher Bedeutung, da die Ventilatoren natürlich schnell Luft abtransportieren und der Luftstrom in der Verlangsamung deutlich klarer zu erkennen ist.
Apropos Luftstrom: Im Design der Overlay-Elemente (z.B. Bauchbinden und Weißblenden) haben wir uns an das Motiv des Windzugs und des abtransportiertem Rauchs orientiert. An verschiedensten Stellen wurden Übergänge daher nicht durch eine einfache Weichblende, sondern durch schnelle „Wind-Überblendungen“, die auf realen Aufnahmen von Rauch basieren, umgesetzt. Die Bauchbinden selbst nehmen das ikonische Design des MoJets in einer abstrahierten Form auf.
Im Kontrast zu den Slow-Motion-Aufnahmen wurde auch ein Zeitraffer eingesetzt, der die Montage des Ventilators im Tunnel in wenigen Sekunden zusammenrafft. Diese Form der Einstellungen eignet sich dafür, einen Überblick über längere Prozesse zu geben. Zeitraffer sind neben Film, 360-Grad und VR eine Spezialität von Aspekteins: Unter unserem Label „Langzeit-Zeitraffer“ bauen wir eigene Zeitraffer-Systeme, die in der Regel über Jahre autark an Baustellen verbaut werden. Beim MoJet-Film war der Zeitrahmen etwas kürzer: Hier haben wir nur zwei Tage aufgenommen. Doch auch hierfür waren unsere Systeme bestens geeignet. An dieser Stelle verweisen wir gerne auf den Blog von „Langzeit-Zeitraffer“ in dem wir näher darauf eingehen, was es bei Zeitraffer-Aufnahmen zu beachten gibt.
Letztendlich ist ein Film entstanden, der in wenigen Minuten jedem Betrachter klar macht, warum der MoJet die Zukunft der Tunnelventilation ist.
Wir von Aspekteins bedanken uns für dieses interessante Projekt und freuen uns auf die nächsten Abenteuer mit TLT-Turbo – ganz egal ob in der virtuellen Realität oder im klassischen Film.
Wir haben Ihr Interesse geweckt? Gerne unterstützen wir auch Ihr Unternehmen mit unserer Expertise in Storytelling und Filmproduktion. Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören.