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Alles im Blick: Was ist beim Dreh einer 360-Grad-Videoproduktion zu beachten?

Alles im Blick: Was ist beim Dreh einer 360-Grad-Videoproduktion zu beachten?

Bildrechte Titelbild: © Stephania Zofia Schulz Fotograf

360-Grad-Videoproduktion/ Luft-Aufnahme. Bildquelle: ingenieur.de

Die letzten Jahre haben die 360°-Videographie erschwinglich und zugänglich gemacht. Während sich 360°-Filmer noch vor nicht allzu langer Zeit mit Plastikhalterungen für Actioncams, einer Flut an SD-Karten, Hitzeproblemen und gleichzeitiger Bedienung mehrerer Kameras herumschlagen mussten, nehmen moderne 360°-Kameras schon nach einem Klick perfekt synchronisierte Aufnahmen auf und erstellen sogar ein erstes Stitching (fügen die Aufnahmen der verschiedenen Linsen also selbstständig zusammen). Sicher, das Ergebnis dieser Stitching-Automatik lässt zu wünschen übrig, aber zumindest der 360°-Dreh selbst sollte durch diese Innovationen ja trivial werden, oder? Sie ahnen es schon, wenn dem so wäre, wäre dies ein sehr kurzer Artikel. Die Technik macht heute viel seltener Probleme als vor sechs Jahren, als wir von Aspekteins damit angefangen haben, High-End-360-Grad-Videos zu produzieren. Dennoch gibt es einiges zu beachten, wenn Sie professionelle Ansprüche an Ihr 360-Grad-Video stellen.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, welche Inhalte sich zur Darstellung in 360° eignen. Anders als konventionell erstellte Filme zeigt eine 360-Grad-Videoproduktion nicht nur einen Szenen-Ausschnitt, sondern die gesamte Szenerie wird gleichzeitig abgebildet. Im Mittelpunkt befindet sich die 360-Grad-Kamera – genau an der Stelle, an der sich später der Betrachter wiederfinden wird.

360°-Filme eignen sich daher für andere Inhalte als traditionelle Filme. Experimente der Stanford’s d.school und des National Film Board of Canada ergaben, dass sich Zuschauer in 360°-Welten weniger auf komplexe Handlungen und Dialoge konzentrieren, aber ein besseres Verständnis für die Emotionen und die Tonalität der Szene haben. Zudem ist die Schnittfrequenz in 360°-Aufnahmen deutlich geringer, da Zuschauer Zeit benötigen, sich im Raum zu orientieren. Viele 360°-Szenen bestehen so nur aus einer einzigen ungeschnittenen Einstellung. Die Umgebung wird nicht mehr bloß als Hintergrund wahrgenommen, sondern ist essenzieller Teil der Geschichte. Mit diesem Wissen können Drehorte und Szenen gezielt gewählt und durch Setdesign ausgestattet werden. Dem Setdesign kommt durch die Verortung des Zuschauers im Raum eine im Vergleich zum traditionellen Film nochmals gesteigerte Bedeutung zu.

Man kann also sagen: Immer wenn es etwas zu entdecken gilt oder wenn sich ein Zuschauer als Teil der dargestellten Welt erleben soll ist ein 360-Grad-Video das Mittel der Wahl.

Doch damit diese Wahl auch zu einem guten Ergebnis führt, müssen schon beim Dreh einige Voraussetzungen erfüllt sein.

360-Grad-Videoproduktion verstehen

Matthias Schweighöfer vor dem 360-Grad-Kamera-Setup zur 360-Grad-Videoproduktion „You are Wanted“/Aspekteins GmbH

Zwar können wir heute deutlich mehr in der Postproduktion „retten“ als zu Anfangszeiten des noch jungen Mediums, doch bedeutet dies immer auch einen erheblichen Mehraufwand. Deshalb gilt es, schon während der 360-Grad-Dreharbeiten aufmerksam zu sein und lästige Fehlerquellen zu vermeiden.

Das wohl größte Problem sind Stitching-Kanten: Ein 360°-Video setzt sich zusammen aus verschiedenen Einzelvideos, die von den Kameralinsen eingefangen werden. Da sich die Brennpunkte der Linsen aus physikalischen Gründen nicht am jeweils selben Ort befinden können, ergibt sich beim Übergang zwischen den verschiedenen Kameras ein Parallaxen-Effekt: Der Vordergrund wirkt im Vergleich zum Hintergrund leicht verschoben. Der Effekt wird stärker, umso näher sich das entsprechende Objekt an der Linse befindet. Werden die beiden Kameraaufnahmen im Stitching zusammengefügt, so ergibt sich an der Stelle der Parallaxen-Verschiebung eine auffällige Dopplung. Moderne Stitching-Software wirken diesem Effekt durch intelligente Algorithmen und Verzerrungen entgegen, doch in vielen Fällen lassen sich allein durch manuelles Maskieren und aufwändiges Ausprobieren zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Besser also, man vermeidet Stitching-Fehler von Anfang an: Der Trick ist, dass jedes Objekt, das sich nah an der 360°-Kamera befindet, möglichst komplett von einer der Linsen erfasst wird, so dass sich keine „Naht“ zwischen den Aufnahmen auf dem Objekt befinden muss. Besonders Schauspieler und bewegliche Objekte sollten sich möglichst nie in geringem Abstand zur Kamera aus dem von „ihrer“ Kameralinse abgedeckten Bereich bewegen. Ab etwa 3 Meter (je nach Kameramodell) sind Bewegungen um die Kamera und zwischen verschiedenen Linsen möglich.

Aufgrund der Weitwinkeloptik sind zu nah vor einer 360-Grad-Kamera positionierte Objekte & Personen verzerrt. Da bei einer 360-Grad-Videoproduktion erst der Faktor „Immersion“ authentische 360-Grad-Erlebnisse generieren kann, sorgen Abstände zwischen 1,5 und 6 Metern zudem für ein natürliches Sehgefühl der VR-Headset-Anwender. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass ein 360-Grad-Video natürlich auch ohne ein VR-Headset über den Webbrowser angesehen werden kann. Für eine echte 360-Grad-Erfahrung ist eine VR-Brille jedoch unerlässlich.

360°-Kameras benötigen in der Regel vergleichsweise viel Licht, um ein rauschfreies Ergebnis produzieren zu können. Doch wie kann man eine Szene beleuchten, ohne Technik im fertigen Film zu sehen? Selbstverständlich können Practical Lights, also Lichtquellen, die sich in das Setdesign einfügen, verwendet werden. Doch auch, wenn dies nicht möglich ist, kann die Szene ausgeleuchtet werden. Dabei ist darauf zu achten, dass möglichst kein bewegtes Objekt und kein Schauspieler die Sichtlinie zwischen Kamera und Technik (Lichter, Stative, …) kreuzt (ist dies nicht zu verhindern, muss die Szene in der Postproduktion aufwendig rotoskopiert werden). Vor oder nach dem Dreh der Szene wird ein „Clean Plate“, also eine Aufnahme des leeren Raumes (ohne Technik), aufgenommen. Um die Lichtsituation möglichst gleich zu halten, können auch mehrere Clean Plates (erst die eine Seite, dann die andere Seite) miteinander kombiniert werden. Bei bewegten Einstellungen sollte eine Möglichkeit gefunden werden, die Bewegung möglichst identisch und in gleicher Geschwindigkeit zu reproduzieren. Die aufgenommenen Clean Plates können in der Postproduktion dazu verwendet werden, über die Bereiche gelegt zu werden, in denen Technik zu sehen war. Bei besonders komplexen Untergründen kann auch ein Clean Plate vom Boden, auf dem das Kamerastativ zuvor platziert wurde, aufgenommen werden. Hierzu wird die Kamera nach Beendigung des Drehs der Einstellung am Stativ festgehalten und auf möglichst gleicher Position und Höhe um 90 Grad eingedreht, so dass eine der Linsen auf den Boden zeigt. Von hier wird ein Foto (oder Video, aus dem später ein Standbild extrahiert werden kann) aufgenommen. Diese Aufnahme vom Boden muss in der Postproduktion so verzerrt werden, dass sie sich nahtlos in die Aufnahme einfügt. Bei vielen unregelmäßigen oder einfarbigen Untergründen ist dies nicht nötig, da diese auch durch herkömmliche Bildbearbeitung retuschiert werden können.

Bei der Beleuchtung sollte natürlich auch der Schattenwurf des Kamerastativs oder anderer störender Objekte bedacht werden.

Für eine angenehme realistische Bildgebung sollte die Kamera stabil positioniert sein. Wackelige Aufnahmen zerstören die immersiven Effekte eines 360-Grad-Videos ebenso nachhaltig wie falsch kalkulierte Abstände.

Auch ist anzuraten, sich genau bewusst zu machen, in welchem Radius die Handlung spielen soll. Wird der Film vorwiegend im Sitzen angesehen, sollten sich alle Aktionen etwa im 120° Kamerawinkel abspielen, damit Zuschauer der Geschichte auch ohne Verrenkungen entspannt folgen können. Eine Untersuchung von Youtube ergab, dass 75 Prozent aller 360-Grad-Anwender hauptsächlich in den vorderen 90° verweilen. Die Bewegungen der Akteure sollten dabei von Anfang an szenenübergreifend geplant werden, da der Umschnitt bestenfalls so erfolgt, dass sich der Fokuspunkt der neuen Szene genau da befindet, wo der Fokuspunkt der letzten Szene endete. Enthält die Szene mehrere Fokuspunkte, sollte die Folgeszene möglichst ebenfalls Fokuspunkte an allen entsprechenden Stellen besitzen.

Schnitt von verschiedenen Einstellungen mithilfe von Fokuspunkten: Jeder Ring repräsentiert eine Einstellung. Schwarze Punkte repräsentieren Fokuspunkte zu Beginn einer Einstellung. Weiße Punkte repräsentieren Fokuspunkte am Ende einer Einstellung. Bildquelle: Jessica Brillhart (Vrai Pictures) über medium.com

Darsteller sollten auf Augenhöhe gefilmt werden. Bei einer zu hohen Kameraausrichtung wird der VR-Teilnehmer schnell das ungute Gefühl haben, Riesen vor sich zu haben!

Da nicht mit Cut-Ins und anderen Schnitttechniken gearbeitet werden kann, müssen VR-Teilnehmern visuelle/auditive Hilfsmittel („Wayfinding Aids“) an die Hand gegeben werden. Orientierung ist alles!

Denn der fehlende weiche Wechsel von Kameraeinstellungen (z.B. von der Detail-Aufnahme zur „Totale“) birgt die Gefahr, dass VR-Teilnehmer wichtige Aspekte der Handlung verpassen und sich desorientiert fühlen. Durch gezielt eingesetzte Hinweise, kann diesen Übersichts-Engpässen entgegengewirkt werden.

Visual handrailing dient VR-Zuschauern dabei als eine Art Orientierungs-Geländer zum „Sich-durch-die-Story-hangeln“. Nur unter dieser Voraussetzung werden 360-Grad-Anwender gewillt sein, die Story aktiv zu explorieren.

Kontraproduktiv sind auch zu wenig Aktionen (schnell langweilig) oder unkoordinierte oder parallel verlaufende Handlungsstränge (unter dem VR-Headset schnell zu stressig).

Herausforderung 360-Grad-Video

Für die Akustik sollten Sie auf keinen Fall auf die in einer 360-Grad-Kamera verbauten Mikrofone (z.B. All-in-One-360°-Kameras) vertrauen. Diese eignen sich unserer Erfahrung nach bestenfalls als Referenzton – in noch stärkerem Ausmaß als es z.B. bei dem Dreh von herkömmlichen Videos mit Systemkameras oder DSLRs der Fall ist. Besser ist da die Aufnahme mit einem Richtmikrofon, das dann jedoch ähnlich wie die Lichttechnik aus dem Bild retuschiert werden muss. Während sie mit 360°-Videos ein immersives Erlebnis bieten, sind Aufnahmen eines Richtmikrofons jedoch starr und passen sich nicht dem Blick des Zuschauers an. Will man dies erreichen, ist Spatial Audio (immersive Audio) das Gebot der Stunde.

3D-Raumklang orientiert sich an unserem natürlichen Hörvermögen, das uns Orientierung gibt. Neben den Dimensionen „vorne/hinten-rechts/links“ wird auch der Bereich „oben/unten“ abgedeckt. Spatial Sound lenkt den Ton aus der Richtung einer spezifischen Quelle und hilft dem VR-Teilnehmer, bei seiner 360-Grad-Experience zuverlässig orientiert zu bleiben.

Dos“/ Diese Faktoren müssen beim Dreh einer 360-Grad-Videoproduktion Berücksichtigung finden:

(Sich in den VR-Zuschauer hineinversetzend):

Don´ts“ beim Dreh von 360-Grad-Videoproduktionen :

Wer ein hochwertiges 360°-Video produzieren will, braucht selbstverständlich nicht nur die passende Kamera, sondern auch Experten, die Chancen & technische Möglichkeiten der 360°-Grad-Technik zu nutzen wissen. Wir von der Aspekteins GmbH bieten Ihnen dieses Knowhow. Profitieren Sie von unserem weitreichenden Erfahrungsschatz in der Produktion hochqualitativer 360°-Videos & Virtual-Reality Inhalte.

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Bildrechte Titelbild: © Stephania Zofia Schulz Fotograf

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