360-Grad-Dokus – Experten-Workshop für innovationshungrige Filmemacher
Aspekteins-Mitarbeiter Pascal Hanke hat im Rahmen eines ganztägigen Workshopseminars der AG Dok (Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm e.V.) Dokumentarfilmer und Content-Creator aus ganz Deutschland umfassend zur Gesamtproduktion von 360-Grad-Filmen geschult.
Im Fokus standen hierbei die Möglichkeiten und Herausforderungen der 360-Grad-Technologie für den Dokumentarfilm, sowie dessen veränderte Herstellungs- und Rezeptionsweisen. Dabei diente Hankes 20 minütiger 360-Grad-Dokumentarfilm T)raumzwang (DOK Neuland Audience Award 2016), weches in das eingeschränkte Leben eines Mannes mit besonderer Angstsörung eintaucht, regelmäßig als Referenzbeispiel.
Das Seminar „Virtual Reality für dokumentarische Projekte“ fand am 20. Mai in Berlin statt und wurde in Auftrag gegeben vom Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm e.V., dem einzigen Dokumentarfilm-Berufsverband und gleichzeitig größten Filmverband Deutschlands. Teilnehmer waren vornehmlich Redakteure/innen, Regisseur/innen und Produzenten/innen, die für öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten wie der ARD, dem ZDF oder Arte tätig sind. Vor Ort war unter anderen auch Nicola Graef (Lonamedia – „Neo Rauch – Gefährten und Begleiter„).
Das Workshopseminar beinhaltete eine theoretische Einführung in aktuell relevante Immersionstechnologien und richtete sein Augenmerk anschließend auf die Regeln und Herausforderungen des gesamten 360-Grad-Film-Produktionsprozesses. Zunächst allgemein gehalten, konnten aus den vermittelten Erkenntnissen im Zusammenspiel mit den Erfahrungen aus der T)raumzwang-Produktion notwendige Änderungen zur klassischen dokumentarischen Arbeitsweise abgeleitet werden. Während des anschließenden Hands-On bekamen die Teilnehmer die Möglichkeit, mit drei verschiedenen 360-Grad-Kamerarigs Testaufnahmen zu generieren, die anschließend unter Leitung des Dozenten analog zum ersten Schritt des Postproduktionsworkflows mithilfe der Videopanorama-Software Autopano Video Pro live-gestitched wurden.
Ablauf
09:30h bis 13:00h – Theorie:
Übersicht zu Immersionstechnologien, Plattformen und Projekten (T)raumzwang), technische Grundlagen und Herausforderungen im 360°-Film, Konzeption, Blickführung, Kameraarten, Kameraführung, Spatial-Audio, Lichtsetzung, Postproduktion (Software & Plugins), Wiedergabe-Hard- und Software, dokumentarische Tipps & Tricks, immersionstechnologische Kulturgeschichte und Zukunftsaussicht.
14:00 h bis 16:00h – Praxis:
Dreh eines 360-Grad-Videoclips, Livestitching mit Autopano Video Pro und Autopano Giga
16:00h bis 17:00h – Fazit und Diskussion:
Wenn man als Folie den klassischen Dokumentarfilm nimmt, was gewinnt man mit einer 360°-Umsetzung? Und was verliert man?
Innovative Ansätze – Herausforderungen in der Finanzierung
Hinsichtlich der Seminargestaltung und des umfassenden Informationsgehalts kannte die Begeisterung der Teilnehmer am Workshop keine Grenzen. Ausdruck brachten sie dies entweder im persönlichen Gespräch oder auf den Bewertungsbögen. Dort hieße es mitunter “super Referent”, “klar strukturierter Vortrag”, “engagiert” und “offen für Diskussionen”.
Der beeindruckende Aufwand, den eine gut strukturierte 360-Grad-Filmproduktion gemessen an klassischen Dreharbeiten verlangt, dämpfte den Tatendrang der Filmemacher dann allerdings doch ein wenig. Zu geringe Erfahrung hätte man mit der Produktionsplanung und Budgetierung solcher innovativer Projekte. Der Etat öffentlich-rechtlicher Rundfunkhäuser ließe bisher leider wenig finanzielle und zeitliche Spielräume zu, um sich einem qualitativ hochwertig produzierten 360-Grad-Dokumentarfilm in Spielfilmlänge mit der nötigen Sorgfalt und Expertise zu widmen. Auch Anträge auf die Filmfördermittel der Länder stellen aufgrund fehlender Orientierungsmöglichkeiten in der Projektkalkulation und undurchsichtiger Auswertungsmöglichkeiten noch eine Hürde dar.
Man wolle sich online innerhalb der sozialen Medien zunächst verstärkt auf kürzere 360-Grad-Zusatzangebote konzentrieren um sich Schritt für Schritt an dieses neue Medium heranzutasten. Nicht zu letzt wird spekuliert, dass einige der derzeitigen Produktions-Risiken und -Herausforderungen dank der nächsten technischen Entwicklungswelle im Bereich VR aufgelöst und/oder zumindest minimiert werden.
Zusatz
T)raumzwang wurde aufgenommen mit einem mehrlinsigen Kamerasystem, das unidirektional von einem Standpunkt aus in alle möglichen Blickrichtungen simultan aufzeichnet. So entsteht ein vollständiges und bewegtes 360-Grad-Abbild der gefilmten Umgebung, in dessen Zentrum sich der Rezipient mithilfe entsprechender Hard- und Software anschließend virtuell hineinbegeben und umblicken kann. Mit Hilfe von VFX-Techniken und 5.1-Sounddesign wird in T)raumzwang die Angststörung Agoraphobie, eine Sonderform der Platzangst begleitet von Zwangsstörungen, Panikattacken und Todesangst, sowie die realen Eindrücke eines tatsächlich Betroffenen eindrücklich vermittelt. Dabei macht der dokumentarische Kurzfilm sich die Freiheit des interaktiven Umschauens im 360-Grad-Medium und somit die von räumlicher Wahrnehmung dominierte Seherfahrung zunutze, um den Betrachter einer intensiven Immersionserfahrung auszusetzen und in ihm ein weiterreichendes Verständnis räumlicher Abhängigkeiten zu wecken.
T)raumzwang stellt somit einen Hybrid aus formalisiertem Inhalt und kontextualisierter Form sowie eine neue Schnittstelle zwischen Virtual Reality und Dokumentarfilm dar.
Weitere Informationen über das Workshop- und Seminarportfolio der Aspekteins GmbH im Bereich Virtual-Reality und 360°-Video finden Sie auf unserer Website unter der Rubrik „Beratung – Schulungen – Workshops – Speaker Sessions„.
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