Gab es noch vor wenigen Jahren nur eine handvoll Möglichkeiten, 360-Grad-Videos aufzunehmen, so sieht der Markt heutzutage ganz anders aus: 360-Grad-Kameras haben mittlerweile so sogar den Consumer-Markt erobert (einen Überblick über die empfehlenswertesten 360-Grad-Kameras im Consumersegment haben wir in einem eigenen Artikel behandelt). Dennoch: Wer auf High-End- bzw. Profi-Level produzieren will, sollte auch unbedingt auf die entsprechende Technik setzen.
Die High-End-Kameras unterscheiden sich zu den Einsteigergeräten durch mehrere Faktoren: So arbeiten diese Kameras in der Regel mit mehr Linsen. Dies führt zwar zu einem höheren Aufwand in der Postproduktion, da es statt einer nun mehrere Stitchingkanten gibt, ermöglicht aber ein hochwertigeres Resultat mit weniger Verzerrungen. Generell bestechen die Profi-Modelle mit deutlich erweiterten Einstellungsmöglichkeiten, meist höherem Dynamikumfang und besserem Rauschverhalten. Teilweise ist auch die Aufnahme in deutlich höheren Auflösungen möglich – so es der zur Verfügung stehende Speicherplatz zulässt. Höhere Bitraten minimieren Kompressionsartefakte und ermöglichen umfangreichere Farbkorrekturen in der Postproduktion. Einige Kameras zeichnen hierfür parallel Daten auf mehreren Speicherkarten auf, da eine einzige Karte nicht die benötigte Schreibgeschwindigkeit bieten würde. Fast alle professionellen 360°-Kameras können zudem stereoskopische Aufnahmen anfertigen. Diese erhöhen die Immersion durch die räumliche Wahrnehmung spürbar.
Der Parallaxe-Effekt, der bei monoskopischen Videos oft zu Kopfzerbrechen in der Postproduktion führt, wird bei stereoskopischen Videos ausgenutzt, um separate Bilder für beide Augen zu generieren. Obgleich es sich auch um jeweils zweidimensionale Aufnahmen handelt, entsteht damit doch ein Tiefeneindruck.
Ein Umstand, der in nahezu allen Anwendungen von 360-Grad-Videos massive Vorteile bietet – ganz egal ob es um Schulungsvideos, virtuelle Führungen oder gar interaktive Anwendungen wie unsere hyperresponsiven Applikationen geht. Hyperresponsive Anwendungen erkennen anhand von erfassten Daten aus dem VR-Headset – beispielsweise Kopfbewegungen, Blicke, Sprache, Lautstärke, Standorte oder die aktuelle Uhrzeit – die Intension des Nutzers selbstständig und führen die 360°-Realfilm-Handlung so individuell und auf das Verhalten des Nutzer angepasst fort. Der Nutzer wird selbst aktiver Teil der Geschichte; das Präsenz-Gefühl steigt.
Auch im Bereich des Content-Marketings ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten, innerhalb derer potentielle Kunden z.B. konkreter in das Produkt oder die Dienstleistung eingebunden werden können.
Flexibler Filmen
Professionelles Filmen in 360-Grad erfordert sowohl organisatorisches Know-How (es muss beispielsweise genau geplant werden, welche Technik wo zu stehen hat, um sie im Nachgang gut aus dem Bild retuschieren zu können) als auch eine kompetente Regiearbeit. Auch für die Postproduktion sollte man mit Stitching, Patching, Compositing und Grading gut vertraut sein, um ein optimales Ergebnis erzielen zu können. Glücklicherweise steht die Technik dem rundum gelungenen Projekt kaum mehr im Wege: Durchdachte All-in-One-Systeme ersparen dem Kamerateam so manche Ärgernisse, die früher an der Tagesordnung standen. Viele Kamera-Modelle können beispielsweise das aufgenommene Kamerabild live an ein iOS- oder Android-Gerät übertragen. 360-Grad-Kameramänner müssen also nicht länger „blind“ agieren und können die Kamera sogar komfortabel aus der Entfernung steuern.
Doch genug der einleitenden Worte: Welche 360-Grad-Kameras liefern das höchste Niveau?
Insta360 Titan
Der chinesische Hersteller Insta360 hat sich ganz dem 360-Grad-Video verschrieben und bereits einige äußerst spannende Modelle im High-End-Segment etablieren können. Das Flaggschiff ist die erst im Juni 2019 veröffentlichte Insta360 Titan, die sich gegenüber anderen 360-Grad-Kameras durch eine exorbitante Auflösung und 8x Micro-Four-Third-Sensorik unterscheidet. Letztere sorgen für einen höheren Dynamikbereich und mehr Farbtiefe. Realistische, immersive Aufnahmen: kein Thema! Wer die optimale Kombination aus Qualität und Komfort sucht, ist mit der Insta360 Titan gut bedient. Lesen Sie hier unseren ausführliches Bericht. |
- 8x 200 Grad Fisheye-Objektive/ MFT/F3.2
- Auflösung: Video max. 10560 x 5280/30fps (11K monoskopisch), 9600 x 9600 /30fps (10K stereoskopisch)
- Echtzeit-Stitching: 3840×3840/ 30fps (4K 3D), 3840×1920/ 30fps (4K 2D)
- Codec: Neben h.264 (wird von allen Vergleichskameras unterstützt) bietet die Insta360 Titan auch Aufnahmen mit h.265-Kodierung
- 180 Mbps je Linse
- 9-Achsen-Gyroskop-Stabilisierung/FlowState
- Crystal-View-Rendering und Farsight bis 300 Meter bzw. 1km (Luft/Höhe) und starker Low-Light-Performance
- Audio: 4x Mono-Mics
- Preis: ca. 17.000 Euro
Insta360 Pro
Eine weitere Version aus dem Hause Insta360, die inzwischen ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, aber trotzdem noch überzeugt. Mit Auflösungen in 8K bzw. stereoskopischem Material in 6K bietet die Insta360 Pro eine ganze Reihe praktischer Einstellungen und, wie alle High-End-Kameras von Insta360, u.a. Built-In-Stabilisation mit ruckelfreiem Videosupport und Kompatibilität mit der Insta360-App, die neben umfangreichen Remote-Einstellungsmöglichkeiten auch eine Live-Vorschau bietet. Unseren vollständigen Praxis-Test lesen Sie hier. |
- 6x 200-Grad Fisheye-Objektive/F2.4,
- Auflösung: Video max. 7680×3840/30fps (8 K monoskopisch) und 6400×6400/30fps (6K stereoskopisch)
- Echtzeit-Stitching: 3840×1920/30 fps (4K monoskopisch) und 3840×3840/30 fps (4K stereoskopsch)
- 360-Grad-3D-Fotos: max. 7680×7680 (8K stereoskopisch)
- 40Mbps je Linse
- Herausnehmbarer Akku (5100 mAh) mit rund 75 Min. Laufzeit
- Preis: ca. 3.500 Euro
Insta360 Pro 2
Großartig überarbeitete Version der Pro und ein echter Gewinn bei 360-Grad-Stereo-Produktionen: mit sechs Kameralinsen und einer Auflösung von 8K gibt es nicht nur eine überarbeitete Bildstabilisierung, sondern auch Funktionen wie z.B. Farsight für eine problemlose Fernsteuerung auch auf längere Distanzen. Die Kamera nimmt im Vergleich zum Vorgängermodell mit deutlich höheren Bitraten auf und benötigt so gleichzeitig sieben Speicherkarten – die Insta360-Software übernimmt jedoch dankenswerter Weise lästiges Datenmanagement und konsolidiert die Aufnahmen selbstständig. Unsere klare Preis-Leistungs-Empfehlung! Wir haben ausführlich über die Insta360 Pro 2 berichtet. |
- 6x 200-Grad-Objektive/F2.4
- Auflösung: Video max. 7680×3840/30fps HDR (8K monoskopisch) und 6400×6400/30fps HDR (6K stereoskopisch)
- Echtzeit-Stitching: 3840×1920/30 fps (4K monoskopisch) und 3840×3840/30 fps (4K stereoskopisch)
- Foto: 7680×7680(3D)// 12000×12000 12K (Multi-Foto Komposit-2D/3D)
- 120Mbps je Linse
- Farsight, FlowState, CrystalView, Live-Vorschau
- vereinfachtes Preview-Stitching („no-stitch“-Schnitt) durch Adobe-Premiere-Pro-Plugin
- Preis: ca. 5.500 Euro
Kandao Obsidian R
Stereoskopische 8K-Profi-Kamera, die 2017 auf der CES mit dem Best Innovation Award/ Digital Imaging ausgezeichnet wurde. Die beiden Schwestermodelle S und R bieten intelligentes Depth-Mapping für kohärente Bildelemente und deren Export zur Bildbearbeitung/After Effects. |
- 6x F2.8 Fisheye/ CMOS 12 MP
- Auflösung: Video 7680×7680/30fps (8K stereoskopisch), 4K stereoskopisch/60 fps
- Codec: h.264 und h.265
- Lizenz für Livestream-Software muss separat erworben werden
- Flexibilität: Batterie/12V charger/Ethernet- Kabel
- Remote Control, vereinfachter Stitching-Algorithmus
- 6 Mics für Spatial Audio bzw. Vorrichtung für Zoom H2n/ BackUp-Recorder
- Preis: ca. 3.800 Euro
Kandao Obsidian S
Kandao hat im Juli 2017 neben der Obsidian R auch ein weiteres Modell für 360-Grad-Videos gelauncht. In Sachen Auflösung fällt die S hinter der Obsidian R etwas zurück, in Sachen Bildrate liegt sie vorne. Bei unserem direkten Vergleichstest mit der Insta Pro 1 zog die Kamera dennoch den Kürzeren: Die Bildqualität der Konkurrenz sowie deren Komfortfunktionen konnten uns mehr überzeugen. |
- 6x F2.4 Fisheye/ CMOS 12 MP
- Auflösung: Video 6K/50fps (stereoskopisch), 4K/120fps (stereoskopisch)
- Codec: h.264 und h.265
- Lizenz für Livestream-Software muss separat erworben werden
- Flexibilität: Batterie/12V charger/Ethernet- Kabel
- Remote Control, vereinfachter Stitching-Algorithmus
- 6 Mics für Spatial Audio bzw. Vorrichtung für Zoom H2n/ BackUp-Recorder
- Preis: ca. 3.800 Euro
Kandao Obsidian Go
Die Obsidian Go ist mehr als die Hälfte kostengünstiger als Obsidian R und S. So eignet sie sich vor allen Dingen als 360-Grad-Kamera für Einsteiger in den professionellen 360-Grad-Workflow. Die Kamera zeichnet sich besonders durch intuitive Bedienung aus. |
- 6x 220-Grad-Fisheye, F2.0/ CMOS 16MP
- Auflösung: Video 4K/ 30fps (stereoskopisch)
- 8K Panorama-Fotos
- KandaoStudio für einfaches Stitching
- Lizenz für Livestream-Software muss separat erworben werden
- Akku: Video 120 Min./ Foto 4h
- Automatischer Weißabgleich, ISO via remote
- Preis: ca. 2.300 Euro
Samsung 360 Round
Als fortschrittliche Streaming-Kamera nimmt die Samsung 360 Round mit 17 Linsen bzw. 8 stereoskopischen Linsenpaaren und einer Zenit-Linse auf. Lesen Sie unseren ausführlichen Bericht hier. |
- 17 Linsen: 16x 190-Grad/F1.8 und 1x 60-Grad, F2.8/ 2 MP CMOS Exmor, ungewöhnliche Anordnung minimiert Parallaxe-Probleme
- Auflösung: Video & Livestream 4096×4096/30fps (4K stereoskopisch)
- Codec: h.264 und h.265
- App mit Live-Vorschau und umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten für Live-Stitching
- Simultanes Aufzeichnen, Speichern und Streamen von RAW-Dateien
- 200-300 Mbps (gesamte Bitrate aller übertragenen Dateien)
- 11.7 Stops Dynamic Range
- Integrierte Noise Reduction
- 6 int. Mics für Spatial Audio/2 ext. Ports
- IP65-zertifiziert
- SDI-Karten-Support für Livestreaming mit Bildmischern
- Preis: ca. 10.000 Euro
Live Planet VR
Handliche Kamera mit 16 Linsen und integrierter Streaming-Box für stereoskopische 360-Grad-Videos. Auf Low-Light-Performance sollte man es hier jedoch nicht unbedingt ankommen lassen. |
- Sunex DSL218- Linsen, F2.0, Sensor: Sony IMX 326
- Auflösung: 4096×2160/30fps, 6144×3328/24fps (stereoskopisch)
- Cloud-Publishing-Plattform auch für andere Anbieter
- Livestreaming: bis 60Mbps, 8K 30fps
- Headset-Preview
- nur externe Micros über Direct-to-Soundboard
- kein interner Akku inkl.
- Preis: ca. 7.000 Euro
Z Cam S1
Leicht zu bedienende stereoskopische Kamera, die internes Stitching und 4K-Livestream mit Live-Compositing-Effekten anbietet. Unser Testmodell war leider von diversen Bildglitches geplagt, die aufwendig retuschiert werden müssen. Des Weiteren ist diese Kamera nur per LAN bedienbar – besonders ärgerlich, da der Akku den LAN-Port verdeckt. Zu allem Überfluss befindet sich dieser LAN-Port auf der Unterseite der Kamera und ist auch auf einem Stativ oft nicht zu erreichen. Wenn es jedoch geschafft ist, die Kamera zu verbinden, bietet sie eine fast latenzfreie Echtzeitvorschau und ist durch ein robustes Gehäuse sehr zuverlässig und ausfallfrei. |
- 6x Fisheye-Objektiv mit je 190-Grad FOV, F2.2, Sony Exmor CMOS, 60Mbps x4
- Auflösung: 6K/30fps, 4K/60fps
- Ausschließlich monoskopische Aufnahmen, keine Stereoskopie-Funktion
- Live-Stitching in Livestream-App WonderLive möglich
- kein Bildstabilisator
- proprietäre Einstellung für Farbkorrekturen
- Preis: ca. 2.000 Euro
Z Cam S1 Pro
Im Unterschied zur Basisvariante ist diese Kamera mit größeren Micro Four Third-Sensoren ausgestattet. Somit liefert die S1 Pro auch bei schlechten Licht- und Wetterverhältnissen eine bessere Bildqualität. |
- 4x 220°-Fisheye-Objektive, F2.8, Micro 4/3 Exmor-Sensor
- Auflösung: 6K 30fps, 4K/60fps (stereoskopisch); 8K/30fps, 4K/60fps (monoskopisch)
- Live-Stitching in Livestream-App WonderLive möglich
- Preis: ca. 8.000 Euro
Z Cam V1
Ein Release aus dem vergangenen Jahr: Die Z Cam V1 ist eine kompakte Profi-Kamera, die sowohl monoskopische als auch stereoskopische Aufnahmen bietet und mit einer weniger arbeitsintensiven Postproduktion aufwartet. Sie ist darauf optimiert, auch bei nahen Entfernungen möglichst geringe Parallaxen-Effekte zu erzeugen. |
- 10x F2.4 Fisheye mit 190 Grad FOV, 1/2.3” CMOS
- Auflösung: 7K/30fps,6K/60fps (stereoskopisch)
- koordinierte Belichtungssteuerung
- Live-Stitching in Livestream-App WonderLive möglich
- Preis: ca. 10.000 Euro
Aurovis Sonicam
Eine durch Kickstarter finanzierte All-in-One-Kamera mit neun Linsen und starkem Fokus auf „Ultra-3D-Audio“. |
- 9 x 185-Grad Fisheye-Objektive, F2.2
- Auflösung 4K/30fps (stereoskopisch)
- Auto-Stitch
- 64 Mics für 3D-Audio (5th Order Ambisonics)
- um 3.000 Euro
Facebook Surround
Facebooks Beitrag für stereoskopischen 360-Grad-Content umfasst zwei Versionen: eine kleine Ausführung mit 6 Kameras und ein funktionsreicheres Modell mit 24 Objektiven. Das Besondere: Die Facebook Surround ist Open Source. Facebook hat also die Designdokumente offen gelegt, sodass die Kamera von Drittherstellern gefertigt werden kann. Mit der Facebook Surround soll es dann auch möglich sein, Depth Maps zu generieren, die hochwertig genug sind, Facebook-360-Grad-Videos mit sechs Freiheitsgraden zu ermöglichen. Nutzer könnten sich dann also nicht nur umsehen, sondern auch den Kopf leicht zur Seite bewegen. Derzeit bleibt dies allerdings eine Zukunftsvision, bis der entsprechende Algorithmus auf der Social-Media-Plattform integriert wird. Wohl aus diesem Grund finden sich derzeit kaum Hersteller, die die Kamera produzieren (uns ist kein einziger Hersteller bekannt). |
- 17-Kamera-Array mit je 185-Grad Fujinon Fiseye-Objektiven (bis zu 5 MP)
- Auflösung: 8K (stereoskopisch)
- 6DoF-Unterstützung: mit Headset und Trackern kann VR in Echtzeit erlebt werden; CGI-Support
- Preis: ca. 30.000 Euro
Red Manifold
Diese Kamera ist noch nicht released – es wäre jedoch nachlässig, sie hier nicht zumindest kurz anzusprechen. Die Manifold („vielfältig“) entsteht in Kooperation von Facebook (Oculus VR) und dem für digitale Kinokameras bekannten Unternehmen RED Digital Cinema. Die Manifold soll ein echtes Schwergewicht werden: Mit RED-Helium-Sensoren und der Fähigkeit, volumetrische Aufnahmen zu generieren, steht die Kamera ebenso für einen Invest in immersive VR. Hier finden Sie unseren Artikel zur Manifold-Kamera. |
- 16x 180-Grad Fisheye-Objektive von Schneider, F4.0
- Auflösung: 8K 60fps
- 6DoF-Unterstützung: mit Headset und Trackern kann VR in Echtzeit erlebt werden; CGI-Support
- Helium 8K-Sensoren für vollständige 6Dof-Erfassung bei 360-Grad
- Preis: bei Auslieferung ca. 24.000 USD
Höchstmögliche Qualität: individuelle Kamera-Rigs
Wie man sieht, gibt es eine große Masse an 360-Grad-All-in-One-Kameras. Dennoch gibt es hin und wieder Situationen, die nur durch ein Custom-Rig bewältigt werden können – also eine eigens angefertigte Halterung für mehrere Kameras. Hierbei lassen sich weitaus höherwertige 360-Grad-Produktionen bei mehr Dynamik und Farbumfang generieren, als dies eine kompakte Kamera-Lösung bieten kann. Das Stitching läuft mit externen Softwares wie Nuke. Die Aufnahme mit Custom-Rigs ist meist mit enormen Aufwänden in der Postproduktion verbunden, da selbst bei kleinen Kameras wie der Blackmagic Pocket Cinema Camera die Abstände der Linsen vergleichsweise groß sind. Somit kommt es zu stärkeren Parallaxen-Problemen. Bei größeren Kameras (wie beispielsweise Kinokameras) wird dieser Effekt nochmals verstärkt. Des Weiteren ist zu beachten, dass zur Bearbeitung der Daten sehr leistungsfähige Computer benötigt werden. Dennoch: Wo es Zeit und Budget hergeben, können nur mit Custom-Rigs 360°-Filme auf Kino-Niveau produziert werden. Wir selbst haben ein solches Custom-Rig beispielsweise bei unserem Dreh für Amazon mit Matthias Schweighöfer eingesetzt. |
Einige Vorteile eines Rigs:
- RAW- oder ProRes-Aufnahmen mit allen RAW-Farbdaten- bzw. -Informationen für eine umfangreichere Farbkorrektur
- eigenständige Belichtung
- individuelle Konfiguration der sphärischen Kamera-Ausrichtung
- Spezialanfertigungen für ungewöhnliche Herausforderungen
Custom-Rig für die Amazon-Produktion zum Start der Serie „You are wanted“. Produktion des 360-Grad-Teasers: Aspekteins GmbH
Legacy-Kameras: Weit verbreitete veraltete Kamerasysteme
GoPro Odyssey
GoPro war lange der Vorreiter, wenn es um 360-Grad-Kameras ging. Das Spitzenmodell „Odyssey“ ist nun aber auch schon einige Jahre alt. Auch wenn heute All-in-One-Kameras klar die Nase in Sachen Komfort vorne haben, soll dieses aus 16 GoPro Hero4 Blacks bestehende Kamerasystem nicht unerwähnt bleiben. Die Bearbeitung der Aufnahmen durch Google Jump ist inzwischen eingestellt worden. Die Kamera kann aber selbstverständlich weiterhin mit konventioneller Stitching-Software verwendet werden. Sie verfügt zudem über eine verlängerte Stromversorgung für Aufnahmen in entlegenen Gebieten. Die GoPro Odyssey ist nicht direkt in Shops zu erwerben. Der Erwerb war exklusiv in einem „Limited Access Program“. |
- 16 x GoPro Hero Black, je Kamera horizontale und vertikale Abdeckung bei 45° und 120°
- Auflösung: 8K/30fps (stereoskopisch), 8K 30fps
- 16 int. Mics
- Preis: 13.000 Euro
GoPro Omni
Die GoPro Omni ist sozusagen die kleine Schwester der GoPro Odyssey. Kamerarigs mit GoPro-Kameras waren bis vor wenigen Jahren an der Tagsordnung. Die GoPro Omni erschien etwas später als derartige Rigs von Drittherstellern, punktete aber vor allem mit einer synchronisierten Bedienung der sechs GoPro Hero4 Black-Kameras. In Zeiten von All-in-One-Systemen ist dies natürlich dennoch vollkommen veraltet. |
- 6x GoPro Hero Black Array, Lichtstarker 1/2,3″ CMOS
- Auflösung: 8K 30fps, 5,7K 60fps, 4K 120fps
- Ausschließlich monoskopische Aufnahmen, keine Stereoskopie-Funktion
- Kamera 1 fungiert als „Master“ für alle anderen Kameras/ Sync der Einstellungen
- GoPro Smart Remote, Steuerung bis 180 Meter
- SWX Hypercore Akku & D-Tap, + ext. >2h
- kein Livestreaming
- Preis: ca. 2.400 Euro
Nokia OZO
Eine der ersten vielversprechenden 360-Grad-Kameras, dessen Produktion aber inzwischen eingestellt wurde. Besitzer erhalten indes weiterhin Update-Support. Die Kamera bietet weiterhin eine sehr ansehnliche Qualität (vor Allem auch, da sie RAW-Formate unterstützt) – ist aber preislich für heutige Verhältnisse viel zu hoch angesiedelt. Lesen Sie auch unser 2016 erschienenes Interview zur Nokio Ozo. |
- 8x 195° pro Linse mit synchron. Blenden, F2.4/2Kx2K-CMOS-Sensor, Global Shutter
- Auflösung: 4K 30fps
- Ausgabeformate: DPX, EXR, CinemaDNG, MP4
- 10-Bit-Farbtiefe
- Vollsphärische 360×180-Grad-Aufnahmen
- Synchronisiertes 3D-Audio mit 8 int. Mics
- Preis: ca. 45.000 Euro
Jaunt ONE VR
Diese Kamera ist ein echtes Schwergewicht hinsichtlich Tragekomfort und Budget… Während die Jaunt ONE noch vor zwei Jahren eine Generalüberholung mit diversen Updates ereilte, zog sich das Unternehmen nur ein Jahr später wiederum aus dem VR-Business zurück, um zukünftig in Sachen AR zu investieren. Derweil Apple und Jaunts Gründer weiter an einer AR-Brille basteln und auch sonstige Details in Bezug auf Jaunt noch im Dunkelfeld liegen, blicken wir nochmal auf die TechSpecs der (einst awardierten) ONE zurück. |
- 24 Kamera-Array mit 130-Grad , F2.9 Blendwerk und 1/1,2″ Global-Shutter-Sensorik spez. für z.B. Low-Light-Aufnahmen
- stereoskopische Aufnahmen bei 360°x110°
- Auflösung: 9192 x 4096
- Framerate bis 120fps Timelapse
- 360°-Audio/Ambisonic
- rund 10 kg
- Preis: ca. 80.000 Euro
Yi Halo
Produkt einer Kooperation zwischen Google und GoPro-Konkurrent Yi. Wie auch die Jaunt ONE für hochwertige, stereoskopische Aufnahmen und Robustheit prämiert, hat die dreieinhalb Kilogramm schwere Yi Halo maximale Immersion mit 360-Grad-Stereoskopie im Gepäck. |
- 17 x 155-Grad-Weitwinkel F2.8, Sony IMX-Sensorik/ 12MP Exmor R
- Auflösung: 8K 30fps, 5K 60fps
- Remote Control + Preview via Smartphone App, 5G
- Wechselakku mit 100 Minuten voller Laufzeit/AC-Adapter
- Preis: ca. 15.000 Euro
Orah 4i
Die Orah 4i war vor gut drei Jahren eine der ersten Kameras, die mit der Stitching Box einen simplen Zugang zum 4K-360-Grad-Livestreaming anbieten konnte. Obgleich im selben Preissegment angesiedelt, kann diese Kamera technisch schwer mit der Insta360 Pro mithalten. |
- 4 x Fisheye 170° FOV, F2.0, Sony Exmor Sensorik
- Auflösung: 4K 30fps , 360-Grad-Livestream in 4K
- 120GB SSD integriert
- inkl. Vahana VR Stitching Software
- 3D-/Ambisonic-B Audio
- Bildstabilisierung und Horizont-Ausgleich
- Preis: ca. 3.000 Euro
Unser Fazit: Wer auf bestmögliche Qualität setzen will, ist vor allem mit der Insta360 Titan sehr gut beraten. Für spezielle Herausforderungen kann auch ein Blick auf ein Custom-Rig interessant sein, soweit sehr hohe Aufwände in der Postproduktion infrage kommen. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet die Insta360 Pro 2. Dieses System würden wir für den Großteil der aktuellen 360-Grad-Produktionen wärmstens ans Herz legen.
Möchten Sie mehr über professionelle 360-Grad-Produktionen erfahren? Oder darüber, wie aus linearen 360-Grad-Videos interaktive Anwendungen entstehen können, die in Echtzeit auf das Verhalten des Nutzers reagieren – ganz ohne störende Unterbrechungen oder Einblendung von UI-Elementen? Dann kontaktieren Sie unsere Profis der Aspekteins GmbH und begeben Sie sich auf einen Tauchgang in die wundersamen Welten der virtuellen Realität.
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