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Lynx-R1: Die Zukunft von Mixed Reality?

Lynx-R1: Die Zukunft von Mixed Reality?

Copyright: Lynx

Lynx R-1 setzt auf innovative, kostengünstige Lösungen für Mixed Reality. Bildquelle: 4players.de

Das französische Startup Lynx änderte überraschend seine Vertriebsstrategie für das bereits im vergangenen Jahr angekündigte Mixed-Reality-Headset Lynx R-1.

Das neue Endgerät sollte zunächst ausschließlich für Unternehmenszwecke konzipiert werden. Inzwischen setzen die Entwickler bei dem autarken, kabellosen 6DoF-Headset explizit auf Consumer-Nutzung und werden damit auch dem zuvor anvisierten Preissegment von rund 1500 US-Dollar den Rücken kehren.

Was genau tut sich hier in Sachen Mixed Reality?

Durchsicht an der richtigen Stelle

Offensichtlich gab es größere Probleme bei der Positionsverfolgung, welche das Team schließlich dazu veranlasste, umzudisponieren. So verabschiedete sich Lynx von seiner ursprünglich anvisierten teuren Eyetracking-Technologie, setzte auf neues Design der Objektive und final auf zwei Infrarot-Kameras für präzises Ultraleap-Tracking.

Das Mixed-Reality-Headset (kompatibel mit VR-& AR-Apps) verwendet zwei 1600×1600 LCDs mit 90 Hz und einem 90°-Field-of-View. Das Optik-System, das auch in 360-Grad-Kameras angewendet wird (4-fach katadioptrisches Freiform-Prisma), dürfte einer der innovativsten Schritte in Sachen VR-/AR-Display sein.

Im Gegensatz zu den vielfach in MR-Brillen verbauten nicht-katadioptrischen Fresnel-Linsen verringert die katadioptrische Optik der Lynx-R1 den Abstand zwischen Objektiven und Display und macht die Brille dadurch viel weniger klobig: Zur Kombination von Reflexion & Brechung werden Linsen (Dioptrien) und gekrümmte Spiegel (Katoptrien) genutzt, die eine Notwendigkeit raumfordernder Vergrößerungslinsen ad acta legen, aber dennoch die Brennweite verkleinern.

Das optische System wurde von Limbak Technologies mit ThinEyes Clover-Objektiven ausgestattet.

Neben dem Formfaktor mit kompakter Brennweite ergibt sich gleichwohl mehr Präzision beim Tracking. Denn: die finale Eyetracking-Kamera kann ganz zentral im Display platziert werden.

Insgesamt wurden die Hardware mit sechs Sensoren ausgestattet: 2 RGB-Kameras für die Augmented-Reality-Durchsicht, 2 Raumtracking-Kameras und 2 Handtracking-Sensoriken mit Infrarotilluminatoren.

Im Unterschied zu anderen MR-Headsets verzichtet Lynx auf ein transparentes Display und setzt auf Passthrough, wie es auch in vielen VR-Brillen zum Einsatz kommt.

Die nach außen gerichteten AR-Farbkameras zeichnen die physische Umgebung des VR-Nutzers auf und streamen diese zurück aufs Display. Diese kann dann um AR-Elemente erweitert werden.

Da die virtuellen Objekte direkt auf der Außenansicht gerendert werden, liegt der starke Vorteil des von Lynx verwendeten Passthrough-Modus nicht nur in einem größeren AR-Sichtfeld, sondern auch in der praktischen Anwendbarkeit begründet: in lichtstarken Umgebungen bleiben 3D-Objekte lichtundurchlässig, d.h. opak. Passthrough kann, im Gegensatz zu Seetrough-Technologie, Lichteinfall effektiv blockieren. Dieser Umstand erleichtert den Umgang mit AR-App-Content maßgeblich, da sich Gegenstände im MR-Display nicht allzu schnell in Luft auflösen dürften und insgesamt natürlich auch ein realistischeres visuelles Gefüge (Immersion!) generieren. Inwieweit jedoch die mit Passthrough oft einhergehenden Latenzprobleme ins Gewicht fallen werden, lässt sich noch nicht beurteilen.

Dem peripherem Lichteinfall im VR-Modus verschafft eine Abdeckung, das Foam Pad, Abhilfe.

Präzises, zentral verbautes Eyetracking, hohe Opazität von AR-Elementen, kompakte Brennweite bei schmalem Formfaktor, geringere Kosten? An dieser Stelle könnte sich Lynx R-1 als echte Alternative zu anderen MR-Brillen – wie Hololens 2 oder Magic Leap – erweisen!

Nebenbei soll das Headset auch noch energiesparsamer arbeiten als die Konkurrenz aus der Mixed Reality.

Selbstbestimmt zum Ziel

Doch Lynx hat sich nicht nur für Konsumenten als Prior-Zielgruppe ausgesprochen, sondern auch anklopfenden Oculus-Investoren den Rücken gekehrt: das junge Startup betont Integrität und Unabhängigkeit und sieht sich als europäischen Kontrast zu China oder Silicon Valley. Mit Blick auf den ausgeschlagenen Facebook-Deal dürfte auch Datenschützer frohlocken.

Anstatt sich also für viel Geld in eine größere Maschinerie einspeisen zu lassen, setzt das Lynx-Team um Stan Larroque weiter auf größtmögliche Autonomie und initiierte Ende September eine Kickstarter-Kampagne. Wer das Projekt auf der Crowdfunding-Plattform unterstützen will, hat also noch etwas mehr als drei Wochen ab dem Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels Zeit.

Fraglich ist noch, welcher Art das Ökosystem sein wird: dürfen Konsumenten an bestehende VR-Plattformen andocken oder wird Lynx ein eigenes Ökosystem aufbauen?

Bringt Lynx die Mixed Reality auf neue Wege? Hier: Kickstarter-Special Edition der Lynx-R1. Bildquelle:4players.de

Weitere Spezifikationen:

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Bildrechte Titelbild: © Lynx

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