Website-Icon Aspekteins

Manege frei! Virtual- und Augmented-Reality im Zirkus

Bildrechte Titelbild: © sidorovstock - Adobe Stock

Wenn bunte Stoffe durch die Lüfte wehten, der Duft von frischem Popcorn in der Luft lag und man am Horizont dann schließlich schemenhaft die Kuppel des großen Zeltes erahnen konnte, so war klar: Der Zirkus ist in der Stadt! Doch trotz der großen Faszination und der ganz besonderen Atmosphäre, die seit jeher von ihm ausgeht, hat der Zirkus nicht nur Freunde. Viele sehen ihn als nicht mehr zeitgemäße Form der Unterhaltung und durch den Einsatz von Tieren steht er vor allem bei Tierschützern, die das Wohl der Tiere massiv gefährdet sehen, nicht selten in der Kritik. Weltweit haben viele Länder die Wildtierhaltung im Zirkus bereits stark reglementiert oder gar gänzlich verboten. Wer bei dieser Sachlage nicht auf der Strecke bleiben und der Vergessenheit anheim fallen will, ist gezwungen mit der Zeit zu gehen und neue, innovative Pfade der Zirkusunterhaltung zu beschreiten.

Quelle: www.greenality.de; Noch immer reisen viele Zirkusse mit Wildtieren wie Tigern, Löwen oder Elefanten und präsentieren deren Kunststücke in der Manege. Nicht selten halten Tierschützer Mahnwachen vor einem entsprechenden Zirkus ab und weisen Zuschauer wie Betreiber damit auf das Leid der nicht artgerecht gehaltenen Tiere hin.

Die Cirque Nouveau-Bewegung, die in ihren Zirkus-Performances vor allem auf theatralische und akrobatische Elemente setzt, hat den Zwang als Motor kreativer Energie genutzt und sich dabei auf die Wurzeln des Zirkus beziehungsweise auf dessen Essenz besonnen: die faszinierende Verschiebung und Überschreitung von Grenzen, bei der Traum und Wirklichkeit miteinander verschmelzen und die den Zirkus ein Stück weit der Realität entheben beziehungsweise ihn sogar darüber stellen. Unterstützung bei diesem Drahtseilakt findet der Zirkus in digitalen Technologien wie der Virtual- und Augmented-Reality, die ohne Netz und doppelten Boden eine Verbindung zwischen nostalgischer Zirkus-Tradition und digitalem Zeitalter knüpfen.

Technik statt Tiere – Dumbo, das fliegende Hologramm

Um nicht gänzlich auf Tiere in der Manege verzichten zu müssen und den Zuschauern gleichzeitig eine völlig neue Erfahrung zu bieten, setzen zwei traditionelle Zirkus-Größen zum Beispiel auf 360-Grad-Hologramme unter ihrer Zirkuskuppel.

Der 1975 in Wien gegründete Circus Roncalli begann sogar bereits in den 1990er-Jahren, sein Programm neu zu strukturieren und den Einsatz von Tieren dabei drastisch zu reduzieren. Nach einer sehr intensiven zweijährigen Planungsphase und einer Investition von über 300.000 Euro gibt es nun seit 2018 Tiere bei Roncalli nur noch in virtueller Form zu bewundern. Möglich wird dies durch den Einsatz von insgesamt elf Laserbeamern, welche die in 3D-animierten Tiere auf ein transparentes Netz vor den Augen der Zuschauer projizieren. So gelingt es, dass ein virtueller Elefant mitten in der Manege einen Handstand wagt, eine Herde Pferde herum galoppiert und ein Goldfisch durch das Zelt schwimmt. Trotz virtueller Technologie bleibt der rituelle Charakter des Zirkus, der einen Großteil seiner Magie ausmacht, erhalten und auch das besondere Erlebnis des Zuschauers, Teil eines Publikums zu sein, geht so nicht verloren.

In Kombination mit der Verwendung nachhaltiger Verpackungen bei den angebotenen Snacks und Drinks, dem Angebot einer zum Teil veganen Küche und dem Anspruch, möglichst nur auf der Schiene zu reisen, ist Roncallis Vorstoß in Sachen VR sicherlich als ein Beitrag zur VR for Impact-Initiative zu werten.

Auch der Schweizer Zirkus Knie, der bereits seit 1806 besteht und einer alten Zirkus-Dynastie entstammt, setzt auf Virtual-Reality, wenn auch (noch?) nicht als Teil seines Programms. An Virtual-Reality-Stationen, die den Besucher im Vorzelt erwarten, kann man mittels Headset eine Elefantenherde aus dem Elefantenpark Himmapan in Rapperswil hautnah erleben – ganz ohne Gitterstäbe und traurige Blicke aus Augen, die die Jahrzehnte überdauert und dabei viel durchgemacht haben.

Neben der Darstellung noch lebender Wildtiere ließe sich das nahezu unerschöpfliche Potential der VR-Technologie innerhalb des Zirkus zum Beispiel aber auch dahingehend nutzen, dem Publikum, dabei allen voran den Kindern, längst ausgestorbene Tiere wie Mammuts, Säbelzahntiger oder sogar Dinosaurier zu zeigen – Zirkus-Unterhaltung mit Lern-Effekt!

Tapetenwechsel auf Knopfdruck

Um VR und AR künstlerisch optimal nutzen und neue Ideen umsetzen zu können, ist der weltberühmte Cirque du Soleil aus Montreal eine Kooperation mit SAP und dessen Innovation Center Network (ICN) eingegangen. Bei einem viertägigen Besuch in Potsdam tauschten sich Marc Gagnon, Head of Enterprise Architecture beim Cirque du Soleil, und seine Crew mit SAP aus, um gemeinsam Strategien zu entwickeln, wie die virtuelle Technologie für die Shows eingesetzt werden könnte. Dabei stand vor Allem das Thema Augmented Reality im Fokus. Völlig neu war der Einsatz der Technologie für den Zirkus jedoch nicht: Bereits Ende 2017 wurde im Vorfeld der Tour ein 360-Grad-Video als Show-Trailer veröffentlicht, etwa ein Jahr später zog der Cirque du Soleil dann mit einer auf YouTube veröffentlichten Video-Serie namens „Immercirque nach. Hier kann der Zuschauer in einer 180-Grad-Ansicht dabei zusehen, wie sich die Artisten auf ihren Auftritt vorbereiten. Diesmal sollten VR und AR jedoch nicht nur online außerhalb der Manege eingesetzt werden, sondern wesentlicher Bestandteil der Inszenierung werden und mit der Sinneswahrnehmung der Zuschauer spielen. Im Rahmen ihrer Zusammenarbeit hatten die Teams unter anderem die Idee, die physische Darstellung einer Person zu erfassen und quasi als „digitale Tätowierung“ auf die Person zurückzuprojizieren. Dadurch können Kostüme und Make-up animiert dargestellt und während der Vorstellung beliebig oft verändert werden und für den Zuschauer entsteht eine Ebene im Zirkus, bei der er nur noch schwer zwischen Realität und Illusion unterscheiden kann. Auch aufwendige Bühnenbilder, deren Bau viel Zeit und finanzielle Ressourcen in Anspruch nimmt, können mittels HoloLens-Technologie im Voraus ausprobiert und modifiziert werden. Fragen wie „Wie wird das wohl später aus der Sicht des Publikums aussehen?“ entfallen und jedes Mitglied des Teams kann neue Ideen eines Kollegen schnell und einfach nachvollziehen, indem sie nicht umschrieben oder skizziert, sondern einfach gemeinsam angesehen werden.

Alltags-Akrobaten oder Wanderzirkus mal anders

Auch in einem Bereich, der auf den ersten Blick nicht unbedingt viel mit Heiterkeit zu tun hat, nämlich der Medical Healthcare, kann VR dabei helfen, eine virtuelle Brücke zu bauen und neue Hoffnung zu geben.

Zusammen mit IQmobile hat Zirkus Roncalli eine App namens „Teddy’s VR Show“ für Kinder, die durch schwere Krankheiten zu einem längeren Krankenhausaufenthalt gezwungen sind, entwickelt. Ohne ihr Bett verlassen zu müssen, können die Kinder mithilfe der App dem belastenden Krankenhaus-Alltag entfliehen und waghalsige Zirkusakrobatik erleben. Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Krankenhausclowns ist, dass die Kinder die eigentliche Krankenhausumgebung zumindest für einige Minuten nicht sehen und sich so besser von ihrer Krankheit ablenken lassen können.

Hereinspaziert, hereinspaziert! Wenn auch Sie sich für die bunte und vielfältige Welt der VR/AR und XR interessieren, sich dabei aber lieber nicht aufs Hochseil, sondern in die Hände der Profis begeben wollen, zögern Sie nicht, sich mit unseren Experten in Verbindung zu setzen!


Klicken Sie hier für Ihr AR/VR-Projekt


Bildrechte Titelbild: © sidorovstock – Adobe Stock

Die mobile Version verlassen