Ein neuer Held aus Marvels Comic-Kosmos erobert in diesen Wochen die Kinoleinwand: Dr. Strange, gespielt von Benedict Cumberbatch, muss unsere Erde vor dem Angriff dunkler Mächte aus unbekannten Paralleluniversen verteidigen.
Passend dazu arbeitete im Berlin der realen Welt die Aspekteins GmbH zusammen mit Disney, Marvel und Youtube an einer Reihe gemeinsamer Virtual-Reality-Filmprojekte, die im Rahmen der Social-Media-Werbekampagne pünktlich zum Kinostart veröffentlicht wurden. Im Rahmen dieser transatlantischen Zusammenarbeit zwischen Disney und Youtube in Los Angeles und Aspekteins in Berlin bekam eine ausgewählte Elite internationaler Youtube-Creator die Gelegenheit mithilfe eigener 360-Grad-Videos in die Welt des Dr. Strange einzutauchen. Konkret spielen die dabei entstandenen Filme im Sanctum Sanctorum, einer Schlüssel-Location im Universum des neuen Superheldenstreifen.
Produktion der 360-Grad-Filme
Neben der Auswahl internationaler Content-Creator, der Koordination und Entwicklung ihrer 360-Grad-Konzepte mussten aufgrund der vollsphärischen Kameraaufnahmen auch neuartige Entscheidungen bezüglich der Kulissenkonstruktion, Lichtsetzung und Kamerawahl getroffen werden.
Setdesign für 360-Grad-Filmproduktion
Als Kulisse diente ein Nachbau des Sanctum Sanctorums aus der Welt des Dr. Strange, also einer in London befindlichen Geheimbasis, errichtet zum Schutz der Menschheit.
Das Set musste sich dabei den besonderen Bedürfnissen und Anforderungen der Produktion anpassen. Während klassische Filmkulissen sich in der Regel allein auf das Design des Bildbereichs konzentrieren, der durch das gerichtete Kameraauge sichtbar ist, muss das Set einer 360-Grad-Filmproduktion vollständig und geschlossen um die unidirektional filmende Kamera herum gebaut werden.
So wurde innerhalb der rekordverdächtigen Zeit von einer Woche in den Berliner Union Film Studios eine geschlossene, vollfunktionsfähige 360-Grad-Version des Sanctum Sanctorums reproduziert, dessen Wände und Einzelelemente modular entsprechend der Blickachsen verschoben werden konnten. Ausschließlich zur Decke hin blieb das Set offen, was dessen notwendige Ausleuchtung durch Studio-Deckenlicht ermöglichte.
Lichtsetzung für 360-Grad-Filmproduktion
Licht gelangte auf zweierlei Wegen in das geschlossene Set:
Practicals:
Zu den Set-Practicals gehörten in das Innendesign integrierte und für die Kamera sichtbare Wandleuchten oder Tischlampen, sowie simuliertes, durch eingebaute Fenster einfallendes Tageslicht. Neben ihrer Funktion als Requisite halfen sie vor allem die Helligkeit innerhalb der Kulisse zu legitimieren und glaubhaft zu vermitteln.
Studiolichter:
Den Löwenanteil der Lichtsetzung generierte eine massive Deckenbeleuchtung. Eine durchgängige weiche Flächenbeleuchtung via Softboxen half den Raum
gleichmäßig zu erhellen, die schwachen Set-Practicals zu unterstützen und dadurch das Rauschverhalten des Kamerasensors zu minimieren. Zudem konnten mithilfe von Zusatzleuchten und Farbfolien verschiedene Lichtstimmungen imitiert und auf Abruf punktuell im Raum aktiviert werden.
Kamerasetup der 360-Grad-Filmproduktion
Unter Berücksichtigung unserer Erfahrung mit 360-Grad-Filmproduktionen in engen Innenräumen (vgl. hierzu unsere 360-Grad-Produktion für Mercedes-Benz, im Innenraum der V-Klasse EXCLUSIVE Line) und der Notwendigkeit der vollständigen Bespielbarkeit der Rundum-Kulisse entschieden wir uns für das modifiziertes GoPro Setup mit Weitwinkel-Optiken.
Vier Gopro Kameras mit modifizierten Weitwinkel-Objektiven wurden auf engstem Raum angeordnet und unidirektional so ausgerichtet, dass einerseits eine finale Videopanorama-Auflösung von mindestens 4K gewährleistet werden konnte, andererseits der Abstand ihrer Nodalpunkte zueinander extrem gering war. So konnten gleichsam sichtbare Parallaxenfehler zwischen den einzelnen Bildbereichen der 360-Grad-Kamera bei deren Umkreisung so minimal wie möglich gehalten werden.
Nicht nur die Beleuchtung, auch die internen Kameraeinstellungen halfen dem Rauschverhalten der Actioncams vorzubeugen. Eine Framerate von 25 Bildern die Sekunde bei gleichzeitig niedrigstem ISO-Wert erzeugte hier das lichtstärkste und rauschärmste Ergebnis. Das Einschalten von Protunes gewährleistete zudem einen höheren Kontrastumfang für maximale Möglichkeiten im anschließenden Color-Grading.
Koordination der 360-Grad-Filmproduktion
In die Produktion involviert waren ein Team aus mehreren Drehbuchautoren, 360-Grad-Kameraleuten, Oberbeleuchtern, Toningenieuren und Content-Creators. Basierend auf der langjährigen First-Mover Erfahrung der Aspekteins GmbH im Bereich 360-Grad-Filmproduktion konnte das Zusammenspiel aller Beteiligten so effektiv getaktet werden, dass in kürzester Zeit ein Maximum an qualitativ exzellenter 360-Grad-Filme realisiert werden konnte. Drei vollständige Production-Units arbeiteten zwei Wochen lang parallel an der Erstellung von insgesamt sieben individuellen Konzepten sowie an deren Umsetzung und Postproduktion. Dabei befanden sie sich im regelmäßigen Feedback-Loop mit Disney, Marvel und den jeweiligen Youtubern.
Content und Creator
Die beteiligten Content-Creator kommen unter anderem aus Deutschland, Italien, Spanien, Russland und den USA und besitzen eine enorm hohe Reichweite durch mehrere Millionen Abonnenten. Darüberhinaus sprechen sie in ihren Gaming-, Standup-Comedy-, Musik- oder Nachrichtenkanälen dank der verschiedenen Schwerpunkte unterschiedlichste Zielgruppen an.
So wurden einerseits die 360-Grad-Konzepte in Anlehnung an ihren individuellen inhaltlichen Fokus entwickelt. Andererseits wurde darauf geachtet, dass sie unabhängig voneinander inhaltliche oder formale Anleihe an der Dr. Strange zugrunde liegenden Theorie zur Existenz multipler Paralleluniversen nehmen.
Hier gelangen Sie zu einigen Ergebnissen:
Postproduktion der 360-Grad-Filme
Wie die Creator sich also in ihren Nationalitäten und inhaltlichen Schwerpunkten unterschieden, variierten auch ihre Konzepte. Das ließ die Entwicklung konzeptbasierter individueller Lösungsstrategien notwendig werden, welche auch neuartige und ungewöhnliche Maßnahmen in der 360-Grad-Postproduktion erforderten.
Versteckte Schnitte in 360-Grad:
Sichtbare Schnitte in 360-Grad-Filmen wirken wie unbeabsichtigte Bildsprünge, solange zwischen verschiedenen Perspektiven innerhalb ein und derselben Räumlichkeit gewechselt wird. Die Content-Creator waren in der Regel keine ausgebildeten Schauspieler und benötigten Pausen innerhalb der Aufnahmen um sich auf neue Abschnitte ihres individuellen Drehbuchs vorbereiten zu können. In Kombination mit nur einer Set-Location machte das die Arbeit mit versteckten Schnitten notwendig. Diese können beispielsweise in Momenten gesetzt werden, in denen die Darsteller das Set kurzzeitig durch eine Tür in ein Nebenzimmer verlassen. Während die Kamera weiterhin fixiert an Ort und Stelle bleibt, können die Darsteller beliebig lange pausieren, ihren weiteren Text üben und/oder Lichtänderungen vorgenommen werden. Der Schnitt erfolgt anschließend im statischen, verlassenen Set und bleibt deshalb unbemerkt. So scheint es im finalen Film als würden die Beteiligten den Raum nur kurz verlassen und anschließend wieder zurückkehren. Versteckte Schnitte helfen in 360-Grad-Filmen die Illusion einer in einem einzigen Take durchgedrehten Geschichte zu generieren und begünstigen somit die Immersion des Zuschauers.
Decken-Austausch:
Ein gut ausgeleuchtetes Set ist unersetzlich. Leider ist die dafür notwendige Deckenbeleuchtung nicht nur unschön, sie zerstört auch die Illusion, der VR-Zuschauer befände sich im Sanctum Sanctorum und eben nicht in einem Filmstudio.
Das Dilemma kann in der Postproduktion gelöst werden, in dem die gefilmte Studiodecke durch eine künstliche ersetzt wird. Damit diese letztlich exakt den 360-Grad-Verzerrungseigenschaften des equirektangulär dargestellten Zenitbereichs entspricht, wird in einer Compositing-Software eine vorab angefertigte unverzerrte Deckentextur waagerecht über ein virtuelles 360-Grad-Kamerasetup positioniert. Eine Kombination aus Aftereffects und Mettles Skybox Studio-Plugin ermöglicht nun die Ausgabe einer korrekt verzerrten Darstellung der artifiziellen Decke aus der Perspektive der virtuellen 360-Grad-Kamera. Diese kann anschließend als Maske die reale Studiodecke im Video-Rohmaterial ersetzen.
Animationen und VFX für 360-Grad-Video:
Mithilfe Adobes Compositing-Software Aftereffects ließen sich fiktive visuelle Elemente in die 360-Grad-Videoaufnahmen integrieren. Neben einfachen Textelementen gehörten auch schwarze Löcher, funkenschlagende Welten-Portale, unsichtbare Mächte, multiplizierte Personen, Feenstaub und Energiefelder via Displacement-Maps dazu.
Die Postproduktion fand parallel zur Produktion statt und erstreckte sich auf einen Zeitraum von etwa zwei Wochen. Die Renderzeiten der einzelnen Projekte beliefen sich dabei auf jeweils mehrere Tage. Teilweise waren bis zu 10 Workstations gleichzeitig im Einsatz.
Fazit: Everybody loves it!
Das Virtual-Reality-Filmprojekt erwies sich als Erfolg auf ganzer Linie. Millionen Nutzer weltweit klickten die finalen 360-Grad-Videos auf Youtube und lobten in den Kommentaren die Innovationskraft ihrer Macher.
Gegenwärtig sind VR- und 360-Grad-Filme noch exotische Abwechslungen in den sozialen Medien. Vielerorts ist das neue Medium noch unbekannt. Erste Virtual-Reality-Plattformen suchen deshalb beständig nach neuen qualitativ hochwertigen und innovativen 360-Grad-Inhalten, die Nutzern das Potential der neuen Technologie aufzeigen.
Die Kooperation von Disney, Marvel und Youtube in einem gemeinsamen Virtual-Reality-Projekt mit der Aspekteins GmbH ist vor diesem Hintergrund ein signifikantes Signal an etablierte Medien und ein Wegweiser der zu erwartenden Entwicklungen der kommenden Monate. Einerseits erhöht sich durch ihre Unterstützung und hohe Reichweite der Bekanntheitsgrad von Virtual Reality Filmen, andererseits öffnen sie das Medium einer breiten Gruppe Kreativer, die dessen Entwicklung durch Mut und Innovationskraft aktiv mitzugestalten.
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