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Meinung gefragt – Partizipative Stadtentwicklung mit VR/AR

Bildrechte Titelbild: © Gorodenkoff - Adobe Stock

Bildquelle: vdc-tz-stgeorgen.de

Städtebau ist oft ein heikles Thema: auf der einen Seite gibt es viel zu wenig Wohnraum, andererseits stehen in Deutschland über zwei Millionen Wohnungen leer. Mit Blick auf manche Landkreise ergibt sich eine Leerstandsquote von teilweise 10 Prozent.

Den Verantwortlichen stellen sich hier an dieser Stelle viele Fragen: Neue Wohnungen bauen oder alte Gebäude sanieren? Welche konkrete Auswirkung haben Wohngebietserweiterungen auf den bestehenden Verkehr und die Grundversorgung? Welche Bauten passen ins Stadtbild? Was brauchen Bürger in ihrem (zukünftigen) Stadtteil, auf welche Infrastrukturen lässt sich verzichten?

Diese und andere Fragestellungen ergeben sich schon zu Beginn von Bauvorhaben bzw. Stadtentwicklungsprojekten und sollten die verschiedenen Interessen aller Beteiligten, eben auch der unmittelbar betroffenen Bürger, nachhaltig berücksichtigen.

Mittels virtueller/ augmentierter Realität können bereits in frühen Planungsphasen konkrete Erfahrungsebenen geschaffen werden, auf deren Basis bauliche Vorhaben in ihrer späteren Gestalt und Auswirkung für alle Beteiligten spürbar sind.

Im Ergebnis kann eine Vielzahl an gestalterischen Möglichkeiten arrangiert werden, um schließlich den Weg zur Konkretisierung einer angemessenen Version freizugeben.

Bildquelle: wave.video/blog

Frühe Planungsphasen

Ein Problem bei Vorhaben dieser Art ist die sogenannte Abstraktionslücke zwischen den 2D-Visualisierungen der Planungsphasen und den 3D-Planergebnissen. Dieses Manko kann die Kommunikation zwischen Stadtplanern und Bürgern erheblich behindern. So kann eine falsch vermittelte gestalterische Ausführung zu Missverständnissen führen oder aber die Bürger-Beteiligung hemmen.

Aber auch Fachjargon kann dazu führen, dass Bürger nur unzureichend über Umstände des Projektes, wie beispielsweise die Auswirkung von Verkehrslärm unter Berücksichtigung von medizinischen Faktoren, informiert sind und vorschnell befürworten, was besser noch einmal genau betrachtet werden sollte.

Konkrete Vorstellungen schaffen…

Eine vom österreichischen Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie geförderte Untersuchung arbeitete unter Beteiligung des AIT Austrian Institute of Technology und Fachleuten des Bereichs Digital Computing vom Fraunhofer Institut Austria am Projekt „VR-Planning“ (we´re planning).

Hierbei wurde erforscht, wie AR/VR-Technologien dafür sorgen könnten, das Raumverständnis verschiedener Interessengruppen zu verbessern, sowie Transparenz und Beteiligungsprozesse in Stadtplanungsfragen zu fördern. Untersucht wurden die Kategorien Information, Konsultation, Kooperation und Interaktion.

Ortswechsel per Klick: Den zukünftigen Stadtteil vorab ausloten und anschließend seine Stimme abgeben. Bildquelle: seestadt-aspern.at

Im Vorfeld wurde festgestellt, dass visuell-unzureichende Darstellungen nicht nur Kommunikationsschwierigkeiten zutage fördern, sondern auch zu einer verminderten Beteiligungsquote führen.

Mit Blick auf einen neuen Stadtteil in Österreichs Hauptstadt und den neuen Bahnhof Kapfenberg wurden Bürger und offizielle Akteure mittels VR-Headset auf Tuchfühlung durch entsprechende Szenerien geschickt – Fahrradfahrer, Fußgänger, Autoverkehr, Straßenlärm, Vegetation und verschiedene Sonnenstände inklusive.

„Der Masterplan für eine partizipative Stadtentwicklung zielt darauf ab, die Kommunikation zwischen der Bevölkerung, dem Magistrat, der Politik und den Projektwerbenden bei städtebaulichen Vorhaben zu verbessern (…) der Planungsstand von städtebaulichen Vorhaben soll frühzeitig und transparent dargestellt werden. Damit soll der Masterplan für alle interessierten Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner die Entwicklung städtebaulicher Vorhaben nachvollziehbar machen.

Magistrat der Stadt Wien zur Partizipativen Stadtentwicklungsplanung

…und aktive Beteiligung fördern

3D-Gebäude aus der Abstraktion hinaus aufs Tablet holen & vorab erkunden. Bildquelle: twitter.com/floloeco


Bildquelle: ait.ac.at

Mit Hilfe von z.B. AR-Tools konnten Beteiligte ein Tablet über die jeweiligen Baupläne halten und zukünftige Bauweisen architektonisch detailliert einsehen. Die User hatten die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Gestaltungsvorgaben hin- und herzuwechseln – sogar aus der Perspektive eines Kindes ließ sich das Bauvorhaben erkunden. Anschließend aber war Meinung gefragt: über eine eingebaute Feedback-Funktion sollte in Sachen Verkehrsplanung direkt über zwei Varianten abgestimmt werden.

Auch das Medienlabor MIT des Instituts of Technology in Massachusetts arbeitet an virtuellen Lösungen in der Raumplanung.

Durch den Einsatz von AR-Technologie können sich schließlich nicht nur ein paar Dutzend, sondern viele tausend Bürger in planerische Entscheidungsprozesse einbringen.

„Physical, tangible tools are better for understanding what happens in a city. If we add an office building, that might be another 700 people leaving in cars and more congestion-we want people to be able to physically visualize congestion.“

Ariel Noyman, MIT Media Lab

Andere VR-Forschungsprojekte ähnlicher Art werden von Teams aus Architekten, Stadtplanern, Neurologen und Künstlern angeführt und sollen die emotionale Auswirkung bestehender oder zukünftiger urbaner Umgebungen ausloten.

Wie kann Stadtentwicklungsplanung mit AR/VR realisiert werden?

Anhand von Daten werden in Programmen wie ArcGIS Karten erstellt, die eine Übersicht in Bezug auf räumliche Gegebenheiten vermitteln. Die Software arbeitet mit CAD-Daten unter Verwendung von GIS, d.h. geographischen Informationssystemen, deren Ziel es ist, räumliche Daten und Bezugsflächen aus unterschiedlichen Bereichen miteinander zu verknüpfen und dabei Verflechtungsanalysen in 2D bzw. (begrenzt) 3D herzustellen. Die Daten werden visualisiert und dienen z.B. Präsentation oder Verwaltung.

Mittels Echtzeit-GIS können dann Livefeeds ausgewertet und Echtzeit-Karten erstellt werden – ein Vorteil für z.B. städtische Wartungsmitarbeiter, die sofort einen aktuellen Reparatur-Stand erhalten und direkt vor Ort auf bereits erhobene Daten zurückgreifen können.

Da oft Unmengen von Daten anfallen, z.B. auf Flughäfen, helfen Tools wie ArcGIS bei einer effizienten und genauen Auswertung. Auf diese Art können auch Probleme in der Logistik reduziert werden.

Diese Daten werden über spezifische Softwareprogramme wie CityEngine als 3D-Geometrien geladen – also machen dort weiter, wo die GIS-Software zur Visualisation nicht ausreichend ist. Gebäudeinformationen können nun in einem größeren Kontext über verschiedene Features wie 360 VR Experiences oder Fassadenassistenz visualisiert werden.

In VR-Szenarien kann unter dem Headset mit 3D-Grafiken interagiert werden- z.B. mittels Vive-Controllern. Bildquelle: esri.com

Weiter werden diese Daten in Unreal Studio für eine High-End-Visualisierung exportiert: hiermit werden die 3D-Modelle von Bauwerken dann zum begehbaren VR-Erlebnis.

Ein von der Aspekteins GmbH realisiertes Projekt in diesem Kontext ist die interaktive Visualisierung der Neugestaltung der Stadtmitte in Illingen. Unten stehendes Video erlaubt dem Betrachter ein freies Bewegen in der neu entstehenden Stadtmitte.


Interaktive Visualisierung von Stadtplanung mit Virtual-Reality, umgesetzt von Aspekteins.
Die Virtual-Reality Experience ist auch erlebbar über handelsübliche Smartphones.

Die Anwendung wurde erstellt für VR Headsets und Smartphones, sodass ein niedrigschwelliger Zugriff auf die Experience von Nutzern jedweden Alters und Erfahrungsstandes möglich ist.

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Bildrechte Titelbild: © Gorodenkoff – Adobe Stock

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