Die Arbeitssicherheit ist in vielen Berufsfeldern von besonders hoher Relevanz. Dennoch können selbst in umfassenden Ausbildungen oft nicht alle real möglichen Gefahrenszenarien erprobt werden, die es im Berufsalltag zu vermeiden gilt.
Das deutsche Arbeitsschutzgesetz umfasst ganze 26 Paragrafen – in 12 von ihnen sind die konkreten Pflichten des Arbeitgebers geregelt. Um den Arbeitsschutz zu leisten, müssen Unternehmen umfassende aufklärende Mitarbeiterschulungen veranstalten oder etwa auf die Unterstützung von IT-Sicherheitsbeauftragten zurückgreifen.
Ein effektives Mittel zur Stärkung der Arbeitssicherheit stellt die AR-/VR-Technologie dar.
Sichere Gefahrenkonfrontation
So kann die reale Situation vor Ort in der virtuellen Realität nachgebildet und z.B. mit vielen wichtigen, zusätzlichen Informationen angereichert werden. Fluchtwege und Gefahrenquellen können dabei hervorgehoben werden.
VR-Teilnehmer können dann mittels VR-Controllern direkt auf eine konkrete Gefahrenquelle reagieren, ohne sich einer realen Gefahr auszusetzen.
VR-Schulungen lassen Anwender die Situation erleben, während der Lerneffekt in der theoretischen Arbeitsunterweisung allein in der (mehr oder weniger ausgeprägten) Vorstellung der Teilnehmenden stattfindet.
Da VR eine immersive Technologie ist, gestaltet sich das virtuelle Erproben von Gefahrenmomenten als besonders einprägsam für Nutzer.
Immersiv bedeutet soviel wie „abtauchen“ und beschreibt eine Erfahrung bei der ein Anwender das Gefühl hat, sich inmitten des virtuellen Geschehens zu befinden. Anders als bei 2D-Demos auf dem Bildschirm kann eine VR-Anwendung Nutzer auch physisch herausfordern und zu unmittelbaren Akteuren werden lassen. Die Involviertheit ist daher größer, als dies teils bei 2D-Anwendungen in Form erklärender Demovideos der Fall ist (Lesen Sie mehr zum Thema Involviertheit und Immersion in unserem Artikel „Customer is King: Warum VR-Storytelling im Marketing punktet“).
Nachhaltig Lernen mit VR
Das (räumliche) Präsenzempfinden bewirkt einen starken Grad an Involviertheit. Durch dieses Involviertsein können sich Teilnehmer Lerninhalte besser einprägen – auch beim virtuellen Lernen heißt es: „learning by doing“.
Auch können VR-App-Anwendungen ganz unterschiedliche Übungsszenarien bieten, auf die Lernende aus der Ich-Perspektive flexibel reagieren müssen. Im Ergebnis kann diese Form der Übungssicherheit zu mehr Selbstsicherheit im Umgang mit realen Gefahren und einem höheren Bewusstsein für die unterschiedlichen Risiken des jeweiligen Arbeitsumfeldes führen.
Vorteil Daten-/MR-Brille
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat 2020 eine Studie durchgeführt, in der Forscher Datenbrillen nutzten. Sie fanden heraus, dass Datenbrillen immer dann, wenn Arbeitskräfte mobil sein und Aufgaben eigenhändig durchführen müssen, eine sehr geeignete Hilfe darstellen und zu mehr Arbeitssicherheit beitragen.
Arbeitskräfte können alle kontext-relevanten Infos direkt aus dem, vor ihrem Auge befindlichen, Sichtfeld entnehmen. Dabei lässt es sich besser auf den zu erledigenden Aufgabenbereich konzentrieren und mit mehr Aufmerksamkeit direkt an der auszuführenden Tätigkeit bleiben, als bei Nutzung einer Smartphone-Applikation mit vergleichbarer Funktionalität. Im Ergebnis ist die Arbeitsweise viel ergonomischer, verheerende Fehltritte können besser vermieden werden.
Aber nicht nur konkrete Anwendungssituationen können durch AR konstruktiv unterstützt werden. Auch langfristig tragen Datenbrillen dazu bei, Fehlhaltungen und einseitige Belastungen zu vermeiden.
In Unternehmen, in denen die Einhaltung von Hygienevorschriften von besonders großer Relevanz ist, z.B. der Lebensmittelindustrie, kann die Einarbeitung neuer Mitarbeiter bereits zu Beginn erleichtert werden: Mithilfe von Schritt-für-Schritt-Anleitungen können Anwärter besser durch neue Arbeitsprozesse geleitet und kritische Situationen der Ablenkung durch Unsicherheitsempfinden abgefedert werden.
Schließlich ermöglichen Datenbrillen/AR-basierte Visualisierungssysteme (wie etwa Mixed-Reality-Brillen) Remote-Support und sofortige Hilfe in heiklen Arbeitssituationen.
In solchen Anwendungsfällen sind kundige Experten via Remote-Videoanruf Mitarbeitern in Echtzeit zugeschaltet und können individuelle und vor allen Dingen exakte Hilfestellung leisten, indem das Sichtfeld des Hilfesuchenden auch für den Sachkundigen zu sehen ist: die Problematik z.B. einer spezifischen technischen Fragestellung wird unmittelbar auf dem Bildschirm visualisiert und der Experte kann sich ein besseres Bild von der kritischen Situation machen.
Auf diese Weise müssen Mitarbeiter in potenziell gefährlichen Situationen nicht allein nach einer Lösung suchen oder erst umständliche Erklärungsversuche abgeben, wenn es beispielsweise darauf ankommt, schnell und kompetent zu handeln.
Gerade im laufenden Betrieb ist Remote Support sowohl für den Arbeitnehmer als auch für Unternehmen ein starker Sicherheitsfaktor.
Prävention stärken
Um die Achtsamkeit der Mitarbeiter zu erhöhen und Unfälle zu vermeiden wird bei RheinEnergie bereits seit 2019 auf den innovativen Einsatz von VR-Trainings gesetzt.
Da im Zeitraum zwischen 2015 und 2019 die Anzahl der Stromunfälle um rund 20 Prozent gestiegen war und die Hälfte der Vorfälle in 2019 auf die Missachtung fundamentaler Sicherheitsregeln zurückgeführt werden konnte, beschloss das Unternehmen diesen neuen Weg einzuschlagen.
Obgleich alle Mitarbeiter die Sicherheitsregeln kennen, wurden diese wichtigen Maßgaben nicht immer korrekt angewendet. Dieser Umstand lag an mangelnder Erfahrung, aber auch bei erfahrenen Mitarbeitern kann Routine schließlich zu Unvorsichtigkeit und Fehlern führen – etwa im Rahmen einer Schalthandlung in Umspannwerken.
Dabei können tödliche Verletzungen erfolgen, aber auch Brandverletzungen sind selbst dann keine Seltenheit, wenn der Vorfall noch glimpflich ausfällt.
RheinEnergie konzipierte sein VR-Mitarbeitertraining aus der Ich-Perspektive mit insgesamt 3 Lernmodi: den Lern-, Übungs- und den Prüfungsmodus:
Im Lernmodus werden den Teilnehmenden Informationen in der virtuellen Welt angezeigt und konkretes Wissen vermittelt. Im Übungsmodus müssen eigenständig Aufgaben erfüllt werden, etwa das Aufdecken von Fehlern oder die Ausführung bestimmter Arbeitsschritte. Auf diese Weise können spezifische Abläufe umfassend praktisch trainiert und besser verinnerlicht werden. Im Prüfungsmodus wird das Gelernte schließlich abgefragt und dokumentiert.
Die Ergebnisse können bei Bedarf personenbezogen gespeichert und mit späteren Lernerfolgen verglichen werden.
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