Startschuss für unsere neue Themenreihe zum Einsatz von VR/AR im Arbeitsleben
Die Technologisierung und Mechanisierung der Arbeitswelt ist ein Thema, das vor allem seitens der Arbeitnehmer schon seit Jahrhunderten Verunsicherung hervorruft. Die Angst davor, wenn nicht bald gänzlich von einer computergesteuerten Maschine ersetzt zu werden, so doch zumindest nur noch die Rolle als ihr Hilfsarbeiter einzunehmen, ist groß. Fortschritt muss aber nicht zwangsläufig eine Bedrohung sein, sondern kann sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern viele Vorteile verschaffen. In einer Themenreihe widmet Aspekteins sich daher der Frage, welche Rolle Virtual- und Augmented-Reality auf dem Weg zur digitalen Transformation des Arbeitsmarktes spielt, liefert Ihnen einen Überblick über das Thema und beleuchtet anhand von konkreten Einzelbeispielen in kürzeren Artikeln, wie vielfältig diese Technologien in verschiedenen Branchen derzeit schon genutzt werden.
Neue Bürokonzepte dank VR: Den flexiblen Arbeitsplatz konsequent zu Ende gedacht
Viele Arbeitgeber haben den festen Arbeitsplatz, zu dem man täglich zurückkehrt um seine Arbeit des Vortages fortzusetzen, seit geraumer Zeit durch eine flexible Büroinfrastruktur ersetzt. Das spart nicht nur Kosten, sondern führt aus der Sicht vieler Unternehmen auch zu einem effizienteren Workflow. Wer überhaupt noch ins Büro kommt und seine Arbeit nicht überwiegend von zu Hause aus erledigt, hat keinen festen Schreibtisch mehr, sondern teilt ihn mit Kollegen. Vorbei die Zeiten der sich stapelnden Aktenberge, keine Bilder von knautschgesichtigen Kleinkindern und keine unappetitlichen Pausenbrotreste mehr, sondern nur noch das, was unbedingt zum Arbeiten benötigt wird. Mag dieses Coworking-Konzept zunächst nach einer guten Idee klingen, so lässt es doch eines außer Acht: Die persönlichen Bedürfnisse des Menschen. Online-Kolumnistin Isabell Prophet ist sogar der Meinung, dass flexible Arbeitsplätze krank machen. Um produktiv sein zu können, brauchen manche Arbeitnehmer die Möglichkeit, ihren Arbeitsplatz nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Eine elegante Lösung zwischen Großraumbüro-Romantik, flexiblem Arbeitsplatz und Individualität hat der Isländer Diðrik Steinsson gefunden. Sein seit 2014 bestehendes Unternehmen MureVR realisiert virtuelle Arbeitsumgebungen, die dem Arbeitnehmer innerhalb eines klassischen Großraumbüros dabei helfen, einen Platz für sich ganz alleine zu schaffen. Die Arbeitsumgebung kann innerhalb der App frei gewählt und ausgestattet werden. Wer also schon immer mal mit sechs Monitoren auf der Mondoberfläche arbeiten wollte, sollte sich die Anwendung unbedingt mal anschauen.
Auch wenn MureVR die Idee virtueller Arbeitsumgebungen auf den ersten Blick vielleicht etwas eigensinnig erscheinen lässt, so steckt in jedem Fall auch ein überaus praktischer Nutzen in dem Gedanken, seinen Arbeitsplatz in die virtuelle Realität zu verlegen. So können sich zum Beispiel Menschen, die weit voneinander entfernt am selben Projekt arbeiten, virtuell miteinander verbinden und auf einem einfachen und schnellen Weg qualitativ hochwertig aufbereitete Informationen miteinander austauschen. Die neue Werkshalle in Singapur besichtigen, obwohl der Hauptsitz des Unternehmens sich in Hamburg befindet? Kein Problem mit Virtual-Reality! Ein Meeting von sieben Personen, die sich an unterschiedlichen Orten befinden und sich über ein geplantes Bauvorhaben unterhalten wollen? Virtual-Reality liefert die notwendige Technologie zur dreidimensionalen Darstellung eines Gebäudemodells. Eine Vielzahl an Unternehmen hat bereits innovative Apps und Tools entwickelt, die eine ortsunabhängige Zusammenarbeit sowie die Organisation ganzer Konferenzen und Meetings ermöglichen.
Neuer Job gefällig? – Digitales Recruiting
Vor den Überlegungen zur Gestaltung des Arbeitsplatzes steht allerdings zunächst einmal die Jobsuche. Und auch in diesem Bereich setzen Unternehmen, die die Aufmerksamkeit auf sich als attraktiven Arbeitgeber ziehen und gleichzeitig einen ebenso authentischen wie unterhaltsamen Blick hinter die Kulissen ermöglichen möchten, auf Virtual-Reality und 360-Grad-Videos. Neben die konventionelle Stellenanzeige mit Jobbeschreibung treten immer häufiger auch Videos, mit deren Hilfe potentielle Arbeitnehmer sich einen virtuellen Rundumblick über die neue Arbeitsstelle verschaffen können. Statt auf der Homepage nur dröge Zahlen, Statistiken und Fakten über das Unternehmen zu lesen, kann man es vorab schon erleben, ohne selbst vor Ort sein zu müssen. Soll ein Bewerber dann schließlich zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, so kann auch dies virtuell vonstatten gehen. Ohne eine lange, oft kostenintensive Anreise auf sich nehmen zu müssen, kann sich der Job-Kandidat virtuell durch die Räumlichkeiten seines zukünftigen Arbeitgebers führen lassen, Kollegen kennenlernen und eventuell sogar Probearbeiten (Remote Recruiting). Auch die Einrichtung eines virtuellen Assessment-Centers, das die Mitarbeiter in spe durchlaufen können, ist in diesem Zusammenhang denkbar.
Wie die Mitarbeiter- bzw. Azubigewinnung mithilfe von 360 Grad-Videos aussehen kann, zeigt dieser Film, den die Aspekteins GmbH im Auftrag des Arbeitgeberverbandes Chemie Nord in der Aurubis AG Hamburg produziert hat. Durch den Verzicht auf Schauspieler und den Einsatz tatsächlicher Auszubildender im Bereich Verfahrensmechanik wird interessierten jungen Menschen ein ebenso informativer wie authentischer Einblick in den Ausbildungsberuf gewährt.
Durch die zugehörige Smartphone App werden aus den 36o Grad Videos interaktive Virtual-Reality-Filme mit der die potentiellen Bewerber die Inhalte interaktiv und selbstbestimmt miterleben können. Laden Sie hier die Virtual-Reality Recruiting Apps des Arbeitgeberverbandes Chemie Nord von Aspekteins kostenlos auf Ihr Smartphone und lassen Sie sich begeistern mit einem interaktiven Ausflug in virtuelle Welten:
Die Nutzung von VR und AR in der Industrie
Neben Job-Trainings-Programmen, auf die wir gleich noch ausführlich zu sprechen kommen werden, spielen Virtual- und Augmented-Reality in der Industrie vor allem für die Erforschung, Planung und optimierte Umsetzung von Fertigungs- und Produktentwicklungsprozessen, bei der Maschinenwartung sowie in der Logistikplanung eine wichtige Rolle. Noch vor der tatsächlichen Produktion können virtuelle 3D-Konstruktionen entworfen und in Präsentationsräumen ausführlich betrachtet und bearbeitet werden ohne vorab teure Materialien einsetzen zu müssen. Das Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung in Hamburg-Finkenwerder hat zum Beispiel bereits das große Potential von Virtual-Reality für die Luftfahrt erkannt und 2016 eine eigene digitale Werkstatt mit angeschlossenem Forschungszentrum eingerichtet. Viele in der Industrie eingesetzte Maschinen verfügen schon über einen scanbaren Barcode, der an eine Wartungs-App gekoppelt ist. Per Augmented-Reality erscheint ein Interface, das einen einfach Zugriff auf die Ersatzteilliste der Maschine sowie eine direkte Verbindung zur Warenwirtschaft ermöglicht, sodass der Mitarbeiter sofort einsehen kann, ob das benötigte Teil noch auf Lager ist oder nachbestellt werden muss. Auch für den eigentlichen Wartungsprozess gibt es eine schrittweise Anleitung, die direkt neben die zu wartenden Maschinenteile projiziert wird.
Auf dem Next Industry Expert-Talk „Challenge Industrial AR/VR“ am 19. Juli 2018 in Stuttgart werden Fragen zur Rolle von Augmented- sowie Virtual-Reality in der digitalen Transformation aufgegriffen und Beispiele dafür geliefert, wie Unternehmen konkret von Virtual-Reality, Augmented- Reality und Mixed-Reality profitieren können.
Learning by doing – Virtuelles Mitarbeiter-Training
Ist der Traumjob gefunden und der Arbeitsplatz eingerichtet, folgt für viele neue Mitarbeiter zunächst einmal eine Einarbeitungsphase. Je nach Branche und Unternehmen fällt diese zwar unterschiedlich lang aus, ist in den meisten Fällen jedoch ein potentieller Kostenverursacher. Nicht nur, dass der neu eingestellte Arbeitnehmer zu Beginn seiner Tätigkeit meist noch nicht seine volle Arbeitskraft entfalten und dadurch auch seine Kollegen nicht entlasten kann, sondern es muss normalerweise noch mindestens eine weitere Person abgestellt werden, die den neuen Kollegen mit den Arbeitsabläufen vertraut macht und ihn anlernt. Viele Arbeitgeber aus den unterschiedlichsten Bereichen – darunter bekannte Fast-Food-Ketten, die amerikanische Armee, die britische Regierung oder die NFL (National Football League) – haben diese Probleme bereits erkannt und setzen bei der Schulung und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter auf Virtual-Reality. Die Bandbreite der Inhalte reicht dabei von der Erlernung von Soft Skills im Kundendienst-Sektor bis zu kompliziertesten feinmechanischen Fertigungsprozessen. Auch Stress- oder Ausnahmesituationen, die in der Theorie schwer bis gar nicht vermittelbar sind, sind in die virtuelle Welt transferierbar und werden dadurch trainierbar, sodass das virtuelle Training durchaus auch die Sicherheit für Mitarbeiter und Kunden steigern kann. Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Schulungsvideos liegt also darin, dass mit Virtual-Reality-Anwendungen Arbeitsabläufe nicht nur visualisiert, sondern immersiv erlebbar gemacht werden. Statt sich nur passiv Informationen anzueignen, hat der Mitarbeiter die Möglichkeit, Vorgänge nach Belieben selbst zu erproben und zu wiederholen, bis er sich in seinem Tun sicher ist. Die Lücke, die bislang zwischen Theorie und Praxis klaffte, kann mithilfe von Virtual-Reality wenn nicht komplett geschlossen, so doch in jedem Falle deutlich verringert werden. Geschieht dem Mitarbeiter in der virtuellen Trainingsumgebung ein Missgeschick, entstehen zudem keine Sach- oder Personenschäden und bei der eigentlichen Arbeit werden später voraussichtlich auch weniger Fehler begangen.
Die Anwendung zeichnet die Aktionen des Trainierenden auf und wertet sie aus, sodass im Anschluss ein ausführliches, datenbezogenes Feedback geliefert werden kann, das wiederum dabei hilft, die Abläufe zu optimieren. In der medizinischen Ausbildung gehört die virtuelle Realität bereits seit 2011 zum Alltag. Im Trainingszentrum für Minimal Invasive Chirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg werden Medizinstudenten und angehende Fachärzte der Chirurgie an OP-Simulatoren geschult und optimal auf die Gegebenheiten in realen Operationssälen vorbereitet. Um die Operation am virtuellen Patienten möglichst praxisnah zu gestalten, sind viele der möglichen Komplikationen bereits in die Simulation einprogrammiert. Auch kann das Programm verschiedene Gewebstypen und deren spezifische Dichte abbilden. Ist eine Gewebeschicht leichter zu durchtrennen als eine andere, werden die unterschiedlichen Gewebswiderstände durch Motoren in den Operationswerkzeugen nachempfunden. Auf diese Weise werden Augen als auch Hände der angehenden Chirurgen trainiert. Durch die eingehende, realitätsnahe Schulung an den virtuellen Simulatoren verbessert sich das Selbstbewusstsein der jungen Ärzte und auch die Sicherheit der Patienten während späterer Operationen.
In der Neurochirurgie werden Augmented-Reality-Brillen nicht nur zum Training, sondern auch bei der eigentlichen Arbeit genutzt. In den USA werden die Brillen bereits verwendet, um Drainagen im Schädel präziser zu setzen. CT-Scans werden während der Operation holografisch in das Blickfeld des Arztes eingeblendet und auch der Weg des Katheters im Gehirn kann virtuell angezeigt werden.
Wenn Sie gerne mehr über den Einsatz von VR- und AR-Technologien zur Schulung von Mitarbeitern aus den verschiedensten Arbeitsbereichen erfahren möchten, dann verpassen Sie nicht unsere Folgeartikel dieser Themenreihe:
AR/VR On The Job- Virtuelles Mitarbeiter-Training im Service/Costumer-Bereich
Rekrutierung und Soldaten-Training beim Militär mit VR/AR-Anwendungen
Healthcare VR-Training: Weiterbildung von Krankenpflege-Personal mit Virtual-Reality
Die Digitalisierung des Handwerks mit Virtual- und Augmented Reality
Altes neu entdecken-360-Grad-Videos & VR in der archäologischen Forschung
Flexibel Forschen- Die Relevanz von Virtual-Reality-Labs in Studium und Ausbildung
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