Eine digitale Sparte war schon länger Gesprächsthema im Augsburger Staatstheater. Für die im Mai anberaumte Oper „Orfeo ed Euridice“ (C.W.Gluck, 1714-1787) wollte man das Repertoire mit Virtual-Reality-Angeboten erweitern und plante für das Publikum vor Ort virtuelle Abstecher in die Unterwelt.
Erkundungen in 360-Grad-Umgebungen
Bildquelle: augsburger-allgemeine.de, Urheber: Christian Schlaeffer
Mit einer durch aufwendige Motion-Capture-Verfahren erstellten Anwendung sollte sich der Zuschauer selbst – abwechselnd mit der klassischen Inszenierung auf der Bühne – als Orpheus bei der Suche nach seiner Gemahlin Eurydike erleben. Ein VR-Headset hätte dafür gesorgt, Inhalte des abgespielten 360-Grad-Videos zentral zu erleben – sozusagen aus der Ich-Perspektive.
Bildquelle: Staatstheater Augsburg twitter.com; Urheber: Heimspiel Gmbh und Christian Schlaeffer
In VR lassen sich klassische Darstellungsebenen schier endlos (durch virtuelle, animierte Ästhetiken) kreativ erweitern. Headset-Anwender können beliebig Aspekte des gezeigten 360-Grad-Raumes in ihren Fokus rücken – sich VR-Inhalte sozusagen nach individuellem Gusto besehen.
Für die VR-Operninszenierung heißt das konkret: die Zuschauer sehen, was Orpheus sieht, und sie erleben sich ebenfalls als Teil jener Sequenzen, die der griechische Poet bei seinem Abstieg zum Hades, dem Herrscher der Unterwelt, erfährt. Ihre ganze Perspektive ist jene des Protagonisten.
360-Grad-Videos sind ein lineares Medium. Zuschauer können sich frei umsehen, allerdings nicht das Geschehen beeinflussen. Somit ist es auch möglich, sehr genau die Verweildauer der Zuschauer in der virtuellen Realität festzulegen und so einen nahtlosen Übergang zum Bühnengeschehen zu ermöglichen.
Mit HRVR/Hyperresponsive Storytelling, auf das die Aspekteins GmbH spezialisiert ist, können 360-Grad-Videos auch für interaktive und nicht-lineare Anwendungen genutzt werden. HRVR-Anwendungen können auf die bewussten und unbewussten Signale des Anwenders eingehen: Die Anwendung ermittelt so beispielsweise die Blickrichtung, die Lautstärke oder den Standort des Nutzers und kann somit dessen Intention ermitteln. Der Nutzer wird auf Basis dieser Daten entlang eines Entscheidungsbaumes in die Richtung gelenkt, die mit dem Verhalten des Nutzers möglichst gut übereinstimmt. Auf diese Art lässt sich VR-Storytelling noch komplexer und spannender erleben, denn die Geschichten verzweigen sich auf wundersame Weise zu einem sehr individuellen Pfad: der Zuschauer ist rundherum aktiver Teilnehmer und erfährt so eine höchst individuelle Geschichte, die auf seine eigene Interaktion zugeschnitten ist.
Erhellende Begegnungen mit dunklen Gestalten
Bereits fünfhundert VR-Brillen hatte man organisiert. Die Corona-Pandemie machte dem Staatstheater aber einen Strich durch die Rechnung. Doch im Rahmen virus-bedingter Kontaktbeschränkungen konnten die Theatermacher einen anderen Einsatzzweck für die angeschaffte Hardware finden:
Bildquelle: stadtzeitung.de; Urheber: Heimspiel GmbH und Staatstheater Augsburg
Das Ein-Personen-Stück „Judas“, bestehend aus einem 75-minütigen Monolog, wurde mit einer 360-Grad-Kamera aufgenommen. Die Aufnahme ermöglicht Zuschauern, sich als Teil einer vollständigen, räumlichen 3D-Umgebung erfahren zu können.
Um eine authentische Nähe zwischen dem umstrittenen Apostel und den Zuschauern im Heimbereich herstellen und eine Auseinandersetzung mit dem Thema Dualismus anstoßen zu können, wird „Judas“ auf Pico G2-Headsets aufgespielt.
Für die virtuelle Theatererfahrung werden die Headsets mit einem Lieferservice an kulturinteressierte Augsburger ausgeliefert: für eine Zeitspanne von 2 Stunden können insgesamt bis zu sechs VR-Brillen (immer desinfiziert verpackt, plus hygienische Einwegmaske) bezogen werden. Zum Umgang mit dem Headset gibt ein mitgeliefertes Benutzer-Handout Aufschluss.
„Mit dem Aufbau eines VR-Repertoires wollen wir das digitale Theater auf eine neue Ebene heben. Solange die Bretter, die die Welt bedeuten, nicht für unser Publikum zugänglich sind, sorgen wir mit unserem ‚VR-Theater-Lieferservice‘ für digitale Theatererlebnisse, die man exklusiv zuhause erleben kann.“
André Bücker, Intendant Staatstheater Augsburg
Viele Theater setzen inzwischen auf VR. Dabei entstehen spannende Experimentierfelder an der Grenze zwischen realer Bühne und virtuellen (Erfahrungs-)Welten. Wenn Sie mehr über Virtual-Reality-Apps oder auch Hyperresponsive VR wissen möchten: wir sind echte Spezialisten auf diesem Gebiet. Lassen Sie sich überzeugen!
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