Virtual-Reality in Form von 360-Grad-Film erobert die Politik: US-Präsidentschaftswahlkampf so nah wie nie zuvor.
Mit einer Serie von 360-Grad-Videos gibt die New York Times besondere Einblicke in den Präsidentschaftswahlkampf in den USA. Das Filmmaterial für „The Contenders“ stammt von Wahlkampfveranstaltungen der letzten Monate und lässt Sie als Zuschauer die Events hautnah miterleben.
Einfache Restaurants, Festsäle und Sportarenen sind die Schauplätze von Wahlveranstaltungen der US Präsidentschaftskandidaten. Hier werden Anhänger begeistert und weniger Überzeugte umworben. Die Zuschauer sind nah an den Kandidaten, live vor Ort und Sie befinden sich in einem 360-Grad-Video mitten im Wahlkampf.
Unmittelbar nah an Politkern und Wählern
Der neue 360-Grad-Film „The Contenders“ der New York Times bringt jetzt weltweit all diejenigen mitten in das Wahlkampfgeschehen, die nicht an den Veranstaltungen teilhaben können.
In der Berichterstattung via Virtual-Reality kommt jeder Zuschauer näher als je zuvor an die Präsidentschaftskandidaten heran, steht z.B. in einem kleinen Restaurant vor Ted Cruz, jubelt mit Bernie Sanders begeistertem Publikum, beäugt Donald Trump in einer riesigen Sportarena oder hört sich an, was Hillary Clinton an politischen Inhalten anzubieten hat.
Klicken Sie auf den Namen der Kandidaten, um zu deren 360-Grad-Videos zu gelangen:
Bernie Sanders in 360-Grad-Video
Donald Trump in 360-Grad-Video
Hillary Clinton in 360-Grad-Video
Dabei bringt der Virtual-Reality (VR) Inhalt der Times seine Zuschauer nicht nur näher denn je an die Politiker heran, er katapultiert sie auch mitten in die begeisterten Menschenmengen und die jeweilige Stimmung und Szenerie vor Ort. Jeder kann mittels 360-Grad-Video sehen, hören und erleben, was das Publikum jeweils bewegt und die vor Ort herrschende Stimmung kann dank der Möglichkeit, die eigene Perspektive selbst zu bestimmen, erstmals ungefiltert von einem vorgegebenen Bildausschnitt nachempfunden werden – ein Erlebnis, welches das Fernsehen derzeit nicht anbieten kann.
So verschafft die New York Times ihren Lesern beziehungsweise Zuschauern unter Zuhilfenahme von 360-Grad-Video-Technologie einen neuen Zugang zur politischen Meinungsbildung, macht die Welt der Wahlkampfveranstaltungen für jeden erlebbar und zeigt, dass Virtual-Reality auch im Kontext von Politik eine Dimension des Wahrnehmens eröffnet, die über die der reinen Unterhaltung hinausgeht, und deutlich mehr die Rolle eines tatsächlich – da nicht beschnittenen – neutralen Beobachters einnimmt.
Berichterstattung im Wandel: 360-Grad-Video vs. tradierte Berichterstattung
Betrachtet man die herkömmliche audiovisuelle Berichterstattung in Fernsehen und Onlinemedien, bestehen hinsichtlich der visuellen Perzeption der Bewegtbildmaterialien maßgeblich zwei Möglichkeiten zur Manipulation des Zuschauers, und zwar in Form der Darstellung der:
- Perspektive – die Auswahl der Blickrichtung
- Montage – die Abfolge des Bildschnitts
Der Einsatz von 360-Grad-Video in der Berichterstattung, insbesondere in einem politischen Kontext, markiert dahingehend eine höchst interessante Zäsur, die eine über die bloße Immersion der Zuschauer hinausgehende Wirkung entfaltet:
Die Möglichkeiten der Manipulation werden geringer. Es gibt in einem 360-Grad-Video keine Perspektive die nicht erfasst wird – d. h. dem Zuschauer kann nicht ein positives Bild in Ausschnitten suggeriert werden, wenn in anderen Teilen des Bildes völlig andere Realitäten offenbart sind. Diese Freiheit ist eine bisher nicht dagewesene Errungenschaft, die der subjektiven Meinungsbildung des Zuschauers hochgradig zuträglich ist und zuvor nicht gekannte Freiheitssgrade ermöglicht.
Einfach auf den Punkt gebracht: In einem 360-Grad-Video lässt sich nichts verstecken.
Die unter Punkt zwei genannte Möglichkeit der Manipulation besteht weiterhin – die Bildmontage, also der Zusammenschnitt der Aufnahmen zu einem finalen Film – birgt immer noch die Möglichkeit, ungewollte Sequenzen auszublenden. Hier können nach wie vor Sequenzen mit unliebsamen Inhalt dem Schnitt zum Opfer fallen. Ob der Zuschauer – seiner neu gewonnenen Freiheitsgrade hinsichtlich des 360-Grad-Sehens wegen – auch eine Sensibilität für den Bildschnitt entwickelt, bleibt abzuwarten.
Grundsätzlich betrachtet kann jedoch festgestellt werden, dass der Einsatz von 360-Grad-Video und Virtual-Reality im journalistischen Kontext einen Paradigmenwechsel einläutet, der in seinen letztlichen Auswirkungen zum jetzigen Zeitpunkt schwerlich abzuschätzen ist. Eines jedoch ist er mit Sicherheit nicht: Umkehrbar oder gar zu verleugnen. Wie auch in der Welt der fiktiven und werblichen 360-Grad-Inhaltsproduktion wird sich eine neue Form des Storytelling erst entwickeln müssen.
NYT VR: Virtual Reality trifft Journalismus
Mit NYT VR lässt die New York Times ihre Leser beziehungsweise Zuschauer aktiv an ihren journalistischen Inhalten teilhaben, ganz nach dem Motto: Mittendrin statt nur dabei:
„Every day, we bring the world to our readers. With NYT VR, we bring our readers to the world.“
Damit die Geschichten auch ihren Weg zum Zuschauer finden, versendete die US-amerikanische Tageszeitung im November vergangenen Jahres über eine Million Google-Cardboards an ihre Leser und zeigte mit ihrem VR Film „The Displaced“, wie Virtual-Reality im klassischen journalistischen Sinne zum Einsatz kommen kann.
Die VR Geschichten der Times werden von preisgekrönten Journalisten erzählt und erscheinen in regelmäßigen Abständen. Mit der NYT VR App können die Videos mit oder ohne Google-Cardboard auf dem Smartphone (Android, iPhone) angesehen werden.
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